Personalie:Wagenknecht und der Warnschuss

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Der Rückzug der Linken-Politikerin löst Spekulationen aus. Auch eine mögliche Nachfolgerin winkt ab.

Von Nico Fried, Berlin

Sahra Wagenknecht. (Foto: Tobias Schwarz/AFP)

Der Rückzug Sahra Wagenknechts von der Spitze der Linken-Fraktion schlägt Wellen. Am Dienstag kündigte auch Sevim Dagdelen, eine der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden an, bei den nächsten Wahlen nicht mehr für ihr Amt zu kandidieren. Dagdelen gilt als Vertreterin des linken Flügels in der Partei. Einem Bericht der Bild-Zeitung zufolge soll ein Motiv für ihren Rückzug ein angeblich feindseliges Klima in der Fraktion sein. Wagenknecht selbst hatte vor der Fraktionssitzung auf die Frage, ob sie sich in den vergangenen Monaten gemobbt gefühlt habe, gesagt, jeder habe mitbekommen, was geschehen sei, unabhängig davon, welche Bezeichnung man dafür wähle.

Wagenknecht äußerte sich auch noch einmal zu den Gründen für ihren Rückzug aus der ersten Reihe. Ihre Gesundheit habe ihr "Grenzen gesetzt", erläuterte sie. In den knapp zwei Monaten ihrer Krankheit habe sie Zeit gehabt, über die Konsequenzen nachzudenken, und entschieden, dass sie kürzertreten müsse. "Wenn man den Warnschuss nicht ernst nimmt, dann geht das nicht gut aus", sagte Wagenknecht. Die Grünen sehen nach dem angekündigten Rückzug von Wagenknecht die Möglichkeit neuer Bündnisse. "Ich wünsche mir jedenfalls sehr, dass es unterschiedliche Optionen gibt, dieses Land zu regieren. Und da kann die Linkspartei einen Beitrag leisten", sagte Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt auf die Frage, ob sich nun die Möglichkeit einer Koalition von SPD, Grünen und Linken ergebe. Die Linke müsse selbst entscheiden, in welche Richtung sie gehen wolle. Am meisten hoffe sie, dass Wagenknechts Politik der "Abschottung und Ausgrenzung von Geflüchteten" nicht mehr der Kurs der Linkspartei sei, sagte Göring-Eckardt. Die SPD-Fraktionsvorsitzende Andrea Nahles wünschte Wagenknecht persönlich gute Besserung und beantwortete die Frage nach möglichen Koalitionsoptionen lediglich mit dem Satz: "Schaun wir mal."

AfD-Fraktionschef Alexander Gauland erklärte: "Die Linke wird den Verlust von Sahra Wagenknecht spüren - spätestens an der Wahlurne." Wagenknecht sei "eine der wenigen in ihrer Partei, die noch nicht komplett die Bodenhaftung und das Gespür für die Anliegen der Bürger verloren hat".

© SZ vom 13.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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