PDS-Kandidat Porsch:Mitarbeit bei der Stasi

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Der PDS-Spitzenkandidat in Sachsen darf nicht mehr an Hochschule lehren - das zuständige Ministerium hat Peter Porsch deshalb fristlos entlassen.

Von Jens Schneider

Der sächsische PDS-Spitzenpolitiker ist wegen "Stasi-Mitarbeit" am Freitag vom Wissenschaftsministerium in Dresden als Hochschullehrer fristlos entlassen worden. Das Ministerium habe nach eigener Prüfung der in Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR "enthaltenen Hinweise auf eine Stasi-Mitarbeit" die fristlose Kündigung gegen Professor Porsch ausgesprochen, sagte ein Sprecher des Ministeriums der Süddeutschen Zeitung.

Porsch ist Fraktionschef der PDS im sächsischen Landtag und Spitzenkandidat der Partei für die Landtagswahl am 19. September. Er lehrt bereits seit DDR-Zeiten als Germanistik-Professor an der Universität Leipzig und wurde nach der Wende dort als "Professor alten Rechts" weiter beschäftigt.

Einstimmige Entscheidung

Mit seiner fristlosen Kündigung folgte das sächsische Wissenschaftsministerium der Empfehlung einer Personalkommission der Hochschule, die sich mit den Stasi-Unterlagen befasste. Sie teilte dem Ministerium nach Prüfung der Unterlagen schriftlich mit, dass sie "wegen der Stasi-Tätigkeit von Professor Porsch" die Entlassung empfehle. Die Empfehlung sei einstimmig ausgesprochen worden, teilte das Ministerium mit.

Die bis vor kurzem nicht bekannten Unterlagen über eine Zusammenarbeit von Professor Porsch mit dem Ministerium der Staatssicherheit seien dem Ministerium "von Amts wegen" aufgrund neuer Erkenntnisse durch die Behörde der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, Marianne Birthler, zugeleitet worden. Porsch sei die Möglichkeit zur Stellungnahme gegenüber der Kommission eingeräumt worden, davon habe er aber keinen Gebrauch gemacht. Porsch will gegen die Entscheidung juristisch vorgehen.

"Zuverlässiger" Stasi-Mitarbeiter

Erst vor wenigen Wochen waren gegen den 59 Jahre alten Porsch - der 1973 aus privaten und politischen Gründen in die DDR übersiedelte - erstmals Stasi-Vorwürfe erhoben worden. Die Stasi-Unterlagenbehörde erklärte danach, dass sie aufgrund der Aktenlage zweifelsfreie Hinweise auf eine Tätigkeit von Porsch für die Stasi sieht. Aus den Unterlagen geht hervor, dass Porsch von der Stasi als "zuverlässig" arbeitend erfasst wurde.

Den Akten zufolge wurde er als "IM Christoph" geführt. Dieser "IM Christoph" diente demnach als Quelle für Berichte unter anderem 1984 über die kritische Literaturszene in Leipzig und die Arbeit westdeutscher Korrespondenten.

Porsch hat allerdings erklärt, dass er niemals wissentlich mit der Stasi zusammengearbeitet habe. Er könne nur ohne sein Wissen "abgeschöpft" worden sein. Er habe damals der DDR positiv gegenüber gestanden und sei ihren Behörden ohne Argwohn begegnet. Der in Wien geborene Porsch war seit 1982 Mitglied der SED, seit Oktober 1990 gehört er für die PDS dem sächsischen Landtag an.

© SZ vom 28.8.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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