Pauli will weiter Politik machen:"Egal, ob ich da schwarze Handschuhe an hatte oder nicht"

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Aus der CSU hagelt es nur so Kritik und Spott wegen der umstrittenen Model-Fotos von Gabriele Pauli. Doch die Fürther Landrätin will sich wegen der Latex-Handschuhe nicht ihre politische Kompetenz absprechen lassen.

Noch Mitte der Woche hielten sich CSU-Spitzenpolitiker auffällig mit Kommentaren zu den "Domina"-Fotos der Fürther Landrätin Gabriele Pauli zurück. "Kein Kommentar", hieß es oft. Das hat sich inzwischen grundlegend geändert. So gut wie alle Granden der Christsozialen haben sich inzwischen zum Phänomen Pauli geäußert.

Gabriele Pauli auf der Pressekonferenz, auf der sie rechtliche Schritte gegen die umstrittene Veröffentlichung ihrer Model-Bilder Stellung nimmt (Foto: Foto: dpa)

Die bislang schärfsten Töne kommen nun - wie könnte es anders sein - vom CSU-Generalsekretär. Markus Söder sagte dem Berliner Tagesspiegel, er habe immer befürchtet, dass "sich Gabriele Pauli irgendwann zur Tatjana Gsell der CSU entwickelt". Er fügte hinzu: "Wenn man von den Medien hochgejubelt wird, ohne dass man inhaltlich etwas zu erzählen hat, dann dauert es nicht lange und man landet im Boulevard." Im Grunde tue sie ihm leid. "Frau Pauli hat als Landrätin einiges für den Landkreis Fürth getan. Inzwischen ist das alles nur noch peinlich", sagte Söder.

Pauli, die unter anderem Mitglied im CSU-Landesvorstand ist, hatte sich für die April-Ausgabe des Magazins Park Avenue unter anderem mit glänzenden Latexhandschuhen und schwarzer Augenmaske fotografieren lassen und damit Kritik auf sich gezogen.

Beckstein: Pauli-Fotos sind peinlich

Bayerns Innenminister Günther Beckstein kritisiert die öffentlichen Auftritte der Fürther Landrätin Gabriele Pauli (beide CSU). Seine Parteifreundin habe sich sehr verändert, sagte Beckstein der Zeitung Bild am Sonntag. "Manchmal erkenne ich sie gar nicht wieder. Es ist wohl so, dass nicht sie die Medien beherrscht, sondern die Medien Macht über sie gewonnen haben", sagte Beckstein.

Die Fotoaufnahmen von Pauli in Latexhandschuhen und Domina-Posen nannte Beckstein peinlich. Pauli sehe das mittlerweile offensichtlich auch so. "Es passt nicht zu ihr. Und erst recht nicht zur CSU", sagte Beckstein, der im September Ministerpräsident werden soll. Pauli habe keine Chance, ins Kabinett aufgenommen zu werden.

Pauli wies die Kritik an den Fotoaufnahmen zurück. "Wegen schwarzer Handschuhe lasse ich mir meine Kompetenz nicht absprechen", sagte sie der Bild am Sonntag. Sie werde ihre politischen Ämter nicht niederlegen. Sie sei seit 30 Jahren in der CSU und wolle sich weiter einbringen.

In der am Samstag aufgezeichneten ARD-Sendung Sabine Christiansen, die am Sonntagabend gesendet werden sollte, sagte Pauli, solche Aufnahmen machten vielen Frauen auch Spaß. "Von daher muss ich mich nicht als Politikerin verstellen und sagen: In dem Moment, wo ich in die Politik gehe, bin ich nicht mehr so wie ich bin, dann verhalte ich mich auch nicht mehr weiblich, ich werde dann so, wie alle anderen, so wie man mich gern hätte." Sie wolle in jedem Fall weiter Politik machen. "Egal, ob ich da schwarze Handschuhe auf dem Foto an hatte oder nicht." Davon hänge gute Politik nicht ab.

Die stellvertretende FDP-Chefin Cornelia Pieper nahm Pauli in der Bild am Sonntag in Schutz. Es sei offensichtlich, dass die CSU die Fotoserie benutze, um eine streitbare Politikerin kaltzustellen, sagte Pieper dem Blatt. "Solche Fotos können kein Grund sein, dass sie nicht mehr Politik machen darf", betonte sie.

Unterstützung erhielt Pauli auch von den Schauspielerinnen Nadja Tiller, Simone Thomalla und Christine Kaufmann. Thomalla sagte: "Vielleicht hatte die Frau einfach Lust, mal ein wenig aus ihrem grauen Politikeralltag auszubrechen." Immerhin habe sie das Eisbärenjunge Knut von den Titelseiten verdrängt. "Das muss man erst mal schaffen", sagte Thomalla.

Mit ihrem umstrittenen Auftritt als Fotomodell hat sich die Fürther Landrätin Gabriele Pauli (CSU) nach Ansicht des Berliner Medienpsychologen Jo Groebel einen Bärendienst erwiesen. "Pauli ist dem Reiz ihres momentanen Ruhmes erlegen", sagte der Experte und Chef des Deutschen Digitalen Instituts in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Möglicherweise sei die Landrätin etwas naiv an das Fotoshooting herangegangen. Dabei hätte sie als "professionelle Politikerin" um die Wirkung von Bildern wissen müssen. "Aufmerksamkeit wirkt manchmal wie eine Droge." "Pauli hat ihren Gegnern ohne Not viel Futter geboten", urteilte Groebel.

Obwohl die Park Avenue-Bilder "absolut harmlos" seien, habe Pauli ihre Kritiker bestätigt, die ihr immer unterstellt hätten, es gehe ihr nicht um die Sache, sondern um sich selbst. Gerade die Vorgänge der vergangenen Wochen und die immer wiederkehrenden Profilierungsvorwürfe hätten Pauli besonders vorsichtig machen müssen. "Doch die Faszination des Showgeschäfts hat das klare politische Kalkül überwogen", sagte der Medienpsychologe.

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