Pauli lässt sich wieder fotografieren:Dirndl statt Latex

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Als Direktkandidatin der Freien Wähler möchte die ehemalige CSU-Rebellin Pauli zurück in die Politik. Schicke Fotos sollen ihren Wahlkampf in Schwung bringen.

Julia Troesser

Sie kann es einfach nicht lassen. Schon wieder sorgt Gabriele Pauli mit Fotoaufnahmen für Aufsehen - auch wenn die Bilder an sich diesmal recht harmlos sind. Die 51-Jährige sitzt im hellgrünen Dirndl und weißer Bluse auf einer Mauer, das Kleid ist hochgerafft und legt ihre Beine bis zum Knie frei. Pauli lächelt freundlich und selbstbewusst in die Kamera.

Im hellgrünen Dirndl will Gabriele Pauli nun die Wähler überzeugen. (Foto: Foto: bild.de)

Das Foto, das die Bild-Zeitung veröffentlicht hat, wirkt wie einem Werbeprospekt für Trachtenmode entnommen, ist aber Teil von Paulis aktueller Wahlkampfkampagne.

"Die schöne Landrätin", wie die ehemalige CSU-Politikerin gerne genannt wurde, hat für die Fotos den Fotografen Daniel Biskup engagiert, der sie schon im Jahr 1990 in bayrischer Tracht abgelichtet hatte. Die besondere Art des Wählerfangs hatte Erfolg: Gabriele Pauli siegte für die CSU im Landkreis Fürth.

Der Landesvorsitz bleibt gelassen

Auch ihr aktuelles Comeback in die Politik versucht Pauli mit Fotos anzuschieben. Der CSU hat die 51-Jährige nach 30 Jahren Mitgliedschaft den Rücken gekehrt, nun will sie als Direktkandidatin der Freien Wähler in den bayrischen Landtag einziehen. Der Landesvorsitzende der Vereinigung, Hubert Aiwanger, bewertet die Bilder gelassen: "Wie sie sich kleidet, das soll Frau Pauli selbst entscheiden", sagte er zu sueddeutsche.de.

"Bürgernah, unabhängig und sachbezogen" - so wollen sich die Freien Wähler Bayern laut ihrer Leitlinien präsentieren. Besonders das erste Attribut erfüllt Gabriele Pauli gerne. Jedes Jahr macht sie mit Bikern eine Motoradtour durch Bayern. In diesem Jahr tat sie dies im eigenen T-Shirt mit der Aufschrift "Biker 4 Gabi - Wir verändern Bayern", das für 25 Euro im Fanshop der Politikerin erhältlich ist.

Ihre unkonventionellen Strategien spalten Politik und Wählervolk und sorgten auch innerhalb der Freien Wähler anfangs für Proteste. "Einige Mitglieder waren nicht glücklich über ihre Aufnahme, aber niemand hat nur Freunde in einer Partei", so Aiwanger. "Wir wollen jetzt an ihre kommunalpolitische Kompetenz anschließen. Und natürlich ist es auch nützlich, dass die Freien Wähler jetzt bekannter geworden sind."

Die Meinungen sind gespalten

Im Gästebuch ihrer Homepage gehen die Meinungen über Gabriele Pauli weit auseinander. Mit einem "Kasperl-Theater" wird ihr "plumper" Wahlkampf verglichen. "Frau Pauli, das haben Sie nicht nötig. Zurück zur sachlichen Sachpolitik" ist dort zu lesen. "Ihre Frauenpower ist beispielgebend", behauptet die Gegenseite. Gabriele Pauli spräche vielen Frauen und Männern einfach aus der Seele, finden ihre Anhänger.

Ob Gabriele Pauli es in diesem Jahr schafft, durch schicke Bilder und Biker-Shirts die Wähler zu gewinnen, wird sich erst am 28. September entscheiden, wenn Pauli im Stimmkreis Nürnberg-Nord als direkte Gegenkandidatin des bayrischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein antritt. Fest steht: Gabriele Pauli hat es mal wieder geschafft, sich ins Interesse der Öffentlichkeit zu stellen - und das kann in Zeiten des Wahlkampfes nie schaden.

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