Pauli-Fotos:Stoibers späte Genugtuung

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Nach Gabriele Paulis umstrittener Fotoserie wächst in der CSU der Groll auf die Fürther Landrätin. Auch der bayerische Ministerpräsident ist verärgert - und sieht sich gleichzeitig in seiner Meinung über die unbequeme Parteikollegin bestätigt.

Die Fürther Landrätin Gabriele Pauli wird nach Auffassung von CSU-Spitzenpolitikern zur Belastung für die Partei. Pauli betreibe "Selbstdarstellung zu Lasten der gesamten Partei", sagte der CSU-Vorsitzende Edmund Stoiber nach Angaben des Nachrichtenmagazins Der Spiegel zu Parteifreunden.

Stoiber hatte am 18. Januar für September seinen Rücktritt als Parteivorsitzender und Ministerpräsident angekündigt, nachdem er über Wochen von der Fürther Landrätin wegen seines Führungsstils kritisiert worden war.

Jetzt zeige sich, dass diejenigen, die Pauli in den vergangenen Monaten gewähren ließen, der Partei geschadet hätten. Die Folgen dieser Fehleinschätzung seien bis heute noch nicht absehbar. "Jetzt ist der Geist aus der Flasche", wird Stoiber weiter zitiert. Es habe offensichtlich erst dieser Bilder bedurft, bis das jetzt von allen verstanden worden sei.

Die Zeitschrift Park Avenue hatte Fotos veröffentlicht, die die Landrätin unter anderem mit Latex-Handschuhen und einer gemalten Gesichtsmaske zeigen. Auch Bayerns Wirtschaftsminister Erwin Huber (CSU) kritisiert die Fotos.

"Frau Pauli ist nicht mehr ernst zu nehmen", sagte Huber dem Focus. Huber kandidiert im September als CSU-Parteivorsitzender. Nach seiner Auffassung schadet Pauli "dem Ansehen der Frauen in der Politik gewaltig".

Beschwerde beim Presserat

Gabriele Pauli (CSU) hat inzwischen wegen der Veröffentlichung der Fotos in Park Avenue Beschwerde beim Deutschen Presserat eingereicht. Die Landshuter Anwaltskanzlei Ernst Frick teilte am Freitagabend mit, hier liege ein gravierender Verstoß gegen die Ziffer 1 des Pressekodex vor.

Dort heißt es unter anderem, dass die Achtung vor der Wahrheit, die Wahrung der Menschenwürde und die wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit oberste Gebote der Presse sind.

Die Fürther Landrätin werde auch Schmerzensgeldansprüche geltend machen Diese Geldbeträge werde Pauli dann sozialen Einrichtungen in ihrem Landkreis spenden, hieß es. Die Fotos unter der Überschrift "Sankt Pauli" sowie aus dem Zusammenhang gerissene Zitate dienten dazu, den guten Ruf der Landrätin in der Öffentlichkeit zu zerstören.

Auch seien die Behauptungen von Park Avenue-Chefredakteur Andreas Petzold falsch, es liege eine Einwilligung zur Veröffentlichung vor. Bereits vor dem Erscheinen der Zeitschrift seien die Fotos bei anderen Medien lanciert worden, um die Auflage der Park Avenue in die Höhe zu treiben. Die Zusage, vor der Veröffentlichung Fotos und Text vorzulegen, sei absichtlich nicht eingehalten worden.

Park Avenue-Chefredakteur Petzold hatte die Vorwürfe Paulis bereits zuvor zurückgewiesen. Die Fürther Landrätin sei mit den zur Autorisierung vorgelegten Zitaten einverstanden gewesen. Alle Bilder seien ihr unmittelbar nach dem sechsstündigen Fotoshooting am 22. gezeigt worden, sie habe keine Einwände gegen die Fotos erhoben.

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