Passauer Briefbomben-Anschläge:Offenbar das Werk eines Täters

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Neun Tage nach dem Anschlag auf den Passauer Landrat Hanns Dorfner(CSU) ist auch im Büro des Oberbürgermeisters Albert Zankl(CSU) ein Sprengsatz in einem Kuvert entdeckt worden. Offenbar wurden beide Briefbomben nach der gleichen Bauart gebastelt.

Von Rolf Thym

Einer Sekretärin im OB-Büro kam die Postsendung verdächtig vor. Ein Beamter des Landeskriminalamts, der die Ermittlungsgruppe "Briefbombe" der Polizeidirektion Passau unterstützt, machte den Sprengsatz unschädlich.

In dem Brief, der an den Passauer Oberbürgermeister gerichtet war, befand sich - wie in der an den Landrat adressierten Sendung - eine "funktionsfähige Zündvorrichtung" mit 60 Gramm eines "aggressiv abbrennenden Pulvers", wie Staatsanwaltschaft und Polizei in einer gemeinsamen Erklärung mitteilten.

Bei einer Zündung hätten schwere Verbrennungen entstehen und Splitter freigesetzt werden können, sagten die Ermittler. Das Landeskriminalamt werde "weitere kriminaltechnische Untersuchungen" vornehmen. Unter anderem soll festgestellt werden, ob die beiden Umschläge und die darin enthaltenen Sprengsätze Fingerabdrücke oder gentechnische Spuren des noch unbekannten Absenders enthalten.

Die Sonderkommission der Passauer Polizei prüft nun, ob ein und derselbe Täter die beiden Briefbomben an die bekannten niederbayerischen Kommunalpolitiker geschickt hat. Zur Aufklärung der Taten hat das Landeskriminalamt eine Belohnung in Höhe von 3000 Euro ausgesetzt. Bislang kamen im Zusammenhang mit dem an den Landrat geschickten Sprengsatz aus der Bevölkerung jedoch nur wenige Hinweise.

Am 6.April war im Büro des Passauer Landrats Hanns Dorfner ein mit dem Schwarzpulver aus so genannten Chinaböllern gefüllter Brief eingegangen, der nur dank der Umsicht einer Angestellten, die die Sendung öffnete, nicht explodierte. Der Frau war der Brief, ohne Absenderangabe an "Landrat Hanns Dorfner" adressiert, verdächtig vorgekommen. Im Umschlag war ein harter Gegenstand zu spüren - eine abgeschnittene Schachtel, wie sich später herausstellte.

Graues Pulver rieselte aus dem Umschlag

Beim vorsichtigen Öffnen des Umschlags rieselte graues Pulver heraus. Der Passauer Oberstaatsanwalt Wolfgang Neuefeind schloss einen terroristischen Hintergrund aus und von sprach von der "Bastelei eines Laien".

Nach Untersuchungen des Landeskriminalamts hätte die Bombe durchaus explodieren können. Der Passauer Landrat kann sich bis jetzt keinen Reim darauf machen, warum er zum Adressaten eines Sprengsatzes wurde. Zwar komme es vor, dass Bürger wegen nicht erteilter Genehmigungen verärgert seien. Doch könne er sich nicht vorstellen, dass dies Veranlassung für ein Sprengstoffattentat sei. Die Mitarbeiter des Landrats hatten geschockt auf die Entdeckung der Briefbombe reagiert.

Nicht anders erging es gestern den Angestellten im Büro des Passauer Oberbürgermeisters Albert Zankl, der gegenwärtig in Urlaub ist. Er wurde von seinen Mitarbeitern telefonisch über den versuchten Anschlag informiert. Nähere Auskünfte wollte ein Sprecher des OB nicht geben: "Wir wollen die ganze Sache nicht aufwerten."

© SZ vom 16.4. 2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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