Papsthaus:Kirche macht sich selbst ein Weihnachtsgeschenk

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Es ist offenbar entschieden: Die katholische Kirche darf das Geburtshaus von Papst Benedikt XVI. in Marktl kaufen. Das Gebäude soll zum Museum werden.

Das Geburtshaus von Papst Benedikt XVI. im oberbayerischen Marktl soll ein Museum werden. Die Einrichtung werde von einer Stiftung getragen, kündigte der Münchner Erzbischof und Kardinal Friedrich Wetter an. Die Federführung in der Stiftung werde das Bistum Passau haben, zu dem die Gemeinde Marktl gehört.

Das Geburtshaus von Joseph Ratzinger, dem heutigen Papst Benedikt XVI., in Marktl am Inn. (Foto: Foto: dpa)

In dem Gebäude, das die derzeitige Eigentümerin wegen des großen Touristenrummels verkaufen will, war Joseph Ratzinger am 19. April 1927 zur Welt gekommen.

Das Stiftungskapital für das Papst-Geburtshaus werde aus verschiedenen Quellen gespeist, sagte Wetter. In einem bestimmten Rahmen könnten dafür auch Mittel aus der Kirchensteuer verwendet werden. Wetter äußerte sich nicht zu einem Bericht der Passauer Neuen Presse. Danach wolle die Familie des aus einer Industrie-Dynastie stammenden und 1978 gestorbenen Kölner Kardinals Joseph Frings den Großteil des Stiftungskapitals einbringen. Ratzinger hatte in jungen Jahren eng mit Frings zusammen gearbeitet.

"Abschluss noch vor Weihnachten"

Am Dienstag hatte ein Sprechers der jetzigen Eigentümerin Claudia Dandl mitgeteilt, der Vertragsabschluss solle noch vor Weihnachten erfolgen. Man strebe dies an, "um eine positive Botschaft an alle gläubigen Katholiken weltweit noch vor dem christlichen Fest zu senden". Zu Meldungen, wonach der Kaufvertrag bereits abgeschlossen sei, äußerte sich Wetter nicht. Ein Insider sagte sueddeutsche.de, der Kontrakt sei noch nicht unterschrieben.

Die Verhandlungen über das Gebäude am Marktplatz in Marktl am Inn, in dem Papst Benedikt XVI. zur Welt kam, ziehen sich nun schon seit Monaten hin. Die Bieterfrist lief vom 23. Juni bis zum 22. August. Danach wurden aus den 30 Angeboten, die es in die engere Auswahl geschafft hatten, wiederum sechs Investoren ausgewählt, mit denen dann gesprochen wurde.

Musikmanager und Scheich als Mitbieter

Zwischenzeitlich nahm das Verfahren kuriose Formen an, als ein Musikmanager und ein Scheich aus Dubai mit ihren Geboten für Aufsehen und zum Teil auch Empörung gesorgt hatten. Zuletzt sollen nur noch eine amerikanische Investorengruppe und die kirchliche Stiftung im Rennen gewesen sein. Nun sieht es danach aus, als ob die katholische Kirche künftig das Sagen in Ratzingers Geburtshaus haben wird.

Claudia Dandl, der bisherige Eigentümerin, wird vermutlich ebenfalls ein Stein vom Herzen fallen, wenn das Tauziehen nun ein Ende hat. Bei ihr standen schon wenige Stunden nach der Wahl von Joseph Ratzinger zum Papst die ersten Neugierigen an der Tür und drückten sich an den Fenstern die Nase platt. Aufgrund des Besucheransturms sei ein normaler Alltag mit ihren beiden Kindern nicht mehr möglich, hatte sie beklagt.

Angeblicher Preis: 3,5 Millionen Euro

Nun wird sie wohl das Geschäft ihres Lebens machen, obwohl sie in das damals baufällige Gebäude "eine Menge Geld" investiert hat, wie ihr Sprecher betonte. Demnach hatte das Gebäude zum Zeitpunkt des Erwerbs 1999 noch nicht einmal eine richtige Heizung.

Über den Verkaufpreis für das nun renovierte Anwesen wird schon seit Längerem heftig spekuliert. Den Angaben zufolge bewegten sich die Angebote zwischen zwei und fünf Millionen Euro. Der jetzige Kaufpreis soll nach unbestätigten Medienberichten 3,5 Millionen Euro betragen. Möglicherweise bleiben die genauen Zahlen aber für immer geheim. Über die Summe werde vertraglich sicherlich Stillschweigen vereinbart, erklärte der Sprecher der Eigentümerin.

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