Palästinenser:Hamas erschießt acht Demonstranten

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Sicherheitskräfte von Hamas und Fatah haben sich die blutigsten Kämpfe seit dem Regierungswechsel im März geliefert. Auslöser waren Proteste gegen überfällige Löhne. Die Nachbarländer sind besorgt.

Bei den blutigsten innerpalästinensischen Zusammenstößen seit der Regierungsübernahme der radikalislamischen Hamas Ende März sind am Sonntag acht Palästinenser getötet und mehr als hundert verletzt worden.

Hamas- und Fatah-Anhänger lieferten sich in Gaza-Stadt Straßenkämpfe, wie Krankenhausmitarbeiter sagten. Unter den Toten und Verletzten waren viele Jugendliche. Ministerpräsident Ismail Hanija von der Hamas rief zu Ruhe und Ordnung auf.

Präsident Mahmud Abbas ordnete den Rückzug der Ordnungskräfte der Hamas an und forderte die Sicherheitskräfte der Fatah zum Einschreiten auf. Ägyptens Staatschef Husni Mubarak rief die Palästinenser zur Zurückhaltung auf.

Wie auf einem Schlachtfeld

Die Zusammenstöße fanden insbesondere in der Nähe des Parlaments zwischen Mitgliedern der von der Hamas gestellten Schutztruppe des Innenministeriums und Fatah-treuen Sicherheitsleuten statt.

Stundenlang glich Gaza einem Schlachtfeld, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Unter den Toten waren auch zwei Jugendliche im Alter von 16 und 15 Jahren. Bei ähnlichen blutigen Zusammenstößen in Chan Junis im südlichen Gazastreifen gab es am Sonntagvormittag mindestens 23 Verletzte.

Hunderte Gegner der Hamas setzten in Ramallah den Sitz der palästinensischen Regierung und ein benachbartes Regierungsgebäude in Brand. Die Demonstranten griffen auch das Gebäude des Bildungsministeriums an und ließen das Auto des Ministers und stellvertretenden Regierungschefs Nasseredin al-Schaer in Flammen aufgehen.

Dieser war am 19. August von der israelischen Armee festgenommen und erst am vergangenen Mittwoch auf freien Fuß gesetzt worden. Die aufgebrachte Menge stürmte außerdem die Büroräume der Parlamentsfraktion der Hamas und verwüstete sie. Die Polizei versuchte vergeblich einzuschreiten.

Bei den Angreifern handelte es sich um Mitglieder oder Unterstützer der Fatah-Bewegung von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. Beteiligt waren auch bewaffnete Mitglieder der Fatah-nahen al-Aksa-Märtyrer-Brigaden.

Präsident Abbas forderte die Sicherheitskräfte auf, sich nicht an Protesten zu beteiligen. Die Hamas-Ordnungskräfte sollten sich auf ihre alten Positionen zurückziehen und die Regierung solle die "notwendigen Maßnahmen" ergreifen, um die Krise zu bewältigen.

Regierungschef Hanija forderte ein "Ende der Provokationen" und den Schutz der "nationalen Einheit". Die Palästinenser müssten verantwortlich handeln und die Differenzen überwinden.

Ägyptens Präsident Mubarak äußerte sich "sehr besorgt". Es sei zu befürchten, dass die Gewalt den Friedensprozess beeinträchtige. Der Generalsekretär der Islamischen Konferenz (OIC) rief die Palästinenser zur Zurückhaltung auf. Der Dialog müsse Vorrang haben, erklärte Ekmeleddin Ihsanoglu in Dschiddah.

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