Pakistan:Bis zu 200.000 Menschen am Grab Bhuttos

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Gedenken an Benazir Bhutto: Ein Jahr nach dem Mord an der pakistanischen Oppositionsführerin haben sich fast 200.000 Menschen an ihrem Grab versammelt.

Zwischen 150.000 und 200.000 Pakistaner haben sich am ersten Jahrestag der Ermordung von Benazir Bhutto am Grab der Politikerin versammelt.

Tausende Menschen gedenken der ermordeten Politikerin Benazir Bhutto. (Foto: Foto: AP)

An den Eingängen des Friedhofs in dem entlegenen Dorf Garhi Khuda Bakhsh im Süden des Landes mussten sich die Trauernden laut Polizei am Samstag strengen Sicherheitskontrollen unterziehen.

Präsident Asif Ali Zardari rief in einer Ansprache zum Dialog mit Indien auf. Klagend strömten viele der Menschen durch die Metalldetektoren, die aus Sicherheitsgründen rund um die letzte Ruhestätte Bhuttos errichtet worden waren.

Kameras und Absperrungen sollten mögliche Attentäter abschrecken. Einige Trauernde hatten bereits die Nacht bei eisigen Temperaturen im Freien verbracht. Wegen dichten Nebels saßen am Morgen zunächst Zehntausende Menschen auf den Straßen fest, sodass die Trauerfeier um mehrere Stunden verschoben wurde.

Die Zeremonie sollte ursprünglich am Morgen mit einer Lesung aus dem Koran beginnen und mit einem Gebet um 17.20 Uhr Ortszeit - dem genauen Todeszeitpunkt Bhuttos - enden. Die Regierung hatte den Samstag zum Feiertag erklärt.

Als "wahre" Bhutto habe seine Frau lieber dem Tod ins Auge geblickt, als ihre Prinzipien oder ihr Volk aufzugeben, erklärte ihr Witwer, Pakistans Präsident Asif Ali Zardari, in einer Botschaft an das Volk. "Tyrannen und Mörder haben sie getötet, aber sie sollen niemals in der Lage sein, ihre Ideen zu töten."

Pakistan wird seit Monaten von zahlreichen Anschlägen erschüttert, die zumeist auf das Konto von islamistischen Aufständischen gehen. Wer den Mord an Bhutto verübt hat, ist bislang noch nicht eindeutig geklärt.

Bhutto war am 27. Dezember 2007 bei einem Selbstmordanschlag während einer Wahlkampfveranstaltung ihrer Partei getötet worden. Die 54-jährige Oppositionspolitikerin war erst zwei Monate zuvor aus dem Exil zurückgekehrt. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon stellte am Freitag eine internationale Untersuchung des Attentats in Aussicht.

Ban hoffe, dass "in naher Zukunft" eine Untersuchungskommission eingerichtet werden könne, teilten die Vereinten Nationen in New York mit. Neben den Aufständischen im eigenen Land sorgt auch das Verhältnis zum Nachbarstaat Indien für Spannungen.

Spannungen mit Indien

Pakistans Regierungschef Yousaf Raza Gillani bekräftigte jedoch seinen Willen zum Frieden. Er wolle keinen bewaffneten Konflikt mit dem Nachbarstaat, werde aber bei einer Provokation handeln, sagte Gillani bei einer Zeremonie zu Ehren Bhuttos.

Der Ministerpräsident bezeichnete Bhutto in einer Fernsehansprache als "Stimme der Armen, Unterdrückten und Arbeiter". Sie sei die Hoffnung des Volkes und die Hoffnung der Region gewesen.

Zardari rief in einer live im Fernsehen ausgestrahlten Rede vom Familiensitz in Naudero ebenfalls zum Dialog auf. Dies sowie Demokratie seien "die stärksten Waffen" seines Landes, sagte der Präsident vor Ministern und Parlamentsangehörigen.

Er versprach, dass Pakistan gegen die Extremisten im eigenen Land vorgehen werde. "Wir beabsichtigen dies zu tun, weil wir es brauchen, nicht weil ihr es wollt", sagte er mit Blick auf Indien.

Die Spannungen zwischen Indien und Pakistan hatten am Freitag einen neuen Höhepunkt erreicht, nachdem Islamabad nach Angaben aus Sicherheitskreisen Tausende Soldaten an die gemeinsame Grenze verlegt hatte.

Die Beziehungen der beiden Länder sind seit der Anschlagserie mit 172 Toten in der indischen Finanzmetropole Mumbai Ende November schwer belastet. Indien vermutet die islamistischen Drahtzieher in Pakistan. Die USA riefen die verfeindeten Nachbarländer zur Zurückhaltung auf.

© AFP/AP/gdo/gba - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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