Osthoff-Angehörige wenden sich an Entführer:"Seien Sie barmherzig - lassen Sie meine Tochter frei!"

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In einem eindringlichen Appell haben sich die Mutter und die Schwester der im Irak entführten Susanne Osthoff an die Geiselnehmer gewandt. Das Video wurde im deutschen Fernsehen und im arabischen Sender al-Dschasira ausgestrahlt. Auch der Zentralrat der Muslime in Deutschland will sich jetzt für die Freilassung der Deutschen einsetzen.

"Seien Sie barmherzig und gnädig mit meiner Tochter und lassen Sie sie und ihren Begleiter so schnell wie möglich wieder frei", sagte Osthoffs Mutter Ingrid Hala. Das ZDF zeigte das Videoband am Donnerstagabend im "heute journal", das nach Angaben des Senders auch im arabischen Fernsehsender al-Dschasira zu sehen war.

Die Schwester und die Mutter der entführten Susanne Osthoff in dem Video. (Foto: Foto: dpa)

"Engagement für irakische Kultur"

Anja Osthoff betonte das jahrelange Engagement der am Wochenende von Unbekannten entführten Archäologin für die irakischen Menschen und die irakische Kultur.

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland will sich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln für die Freilassung von Susanne Osthoff und ihrem irakischen Fahrer einsetzen.

"Wir werden in Zusammenarbeit mit anderen islamischen Vereinen, nichtstaatlichen Organisationen und Kirchen überlegen, ob wir gemeinsam eine Demonstration organisieren sollten", sagte der Zentralratsvorsitzende Nadeem Elyas der Berliner Zeitung. Seine Organisation habe der Regierung Hilfe angeboten.

Appell an islamische Welt

Zugleich appelliere der Zentralrat an die islamische Welt, "Einfluss auszuüben auf die Entführer, damit sie ihre Geiseln freilassen. Islamische Regierungen und Institutionen in der Region haben mehr Möglichkeiten und Kontakte zur Einflussnahme als wir in Deutschland."

Die deutschen Behörden bemühen sich im Irak intensiv um eine Kontaktaufnahme zu den Entführern der 43-Jährigen. Bislang sei dies jedoch nicht gelungen, sagte Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) am Donnerstag in Berlin.

Fortschritte ließen sich nur erreichen, wenn man mit den Entführern ins Gespräch komme. Nach den Worten Steinmeiers stehen die deutschen Behörden in ständigem Kontakt mit Polizeiorganisationen in Frankreich und Italien, die in Entführungsfällen bereits erfolgreich gearbeitet hätten.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) machte klar, dass eine Lösegeldzahlung durch die Bundesregierung "nicht zur Diskussion" stehe. Die irakische Führung sicherte Deutschland Unterstützung in dem Entführungsfall zu.

"Susanne ist seit langen Jahren bekennende Muslimin und treu sorgende Mutter einer kleinen Tochter. Meine Schwester hat lange in Eurem Land gelebt und sich im Irak engagiert", sagte Anja Osthoff in dem im ZDF ausgestrahlten Video.

"Sie liebt die große irakische Kultur"

"Susanne hat kranken Menschen Medikamente gebracht. Sie liebt die große irakische Kultur. Sie setzt sich dafür ein, dass die Schätze des Irak dem irakischen Volk erhalten bleiben."

Generalbundesanwalt Kay Nehm leitete in dem Fall ein Ermittlungsverfahren ein. Den unbekannten Geiselnehmern werde die Bildung einer ausländischen terroristischen Vereinigung sowie Nötigung von Verfassungsorganen vorgeworfen, berichtete der Tagesspiegel. Damit sei die Erpressung der Bundesregierung durch die Entführer gemeint.

Die Archäologin Osthoff war am vergangenen Freitag mit ihrem Fahrer zu einer Überlandfahrt aufgebrochen und von Unbekannten in der nördlichen Irak-Provinz Nineve verschleppt worden.

Sie soll im Sommer bereits Drohungen von Terroristen erhalten haben. Nach Informationen des Tagesspiegels erhielten die Entführer möglicherweise Hinweise von Terrorsympathisanten in den irakischen Sicherheitskräften.

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