Ominöser Tod in Baden-Württemberg:Der Fischer und die Diva

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Mit Auftritten eines Doppelgänger ihres Ehemannes soll eine Frau den gewaltsamen Tod ihres Gatten verschleiert haben. Von dem Fischer fehlt jede Spur, die Frau sitzt inzwischen hinter Gittern.

Bernd Dörries

Man kannte Hermann H., 71, gut in Kappel-Grafenhausen, einem Flecken in der Rheinebene, etwa 40 Kilometer nördlich von Freiburg. Er war - und man muss das wohl in der Vergangenheitsform ausdrücken - Rheinfischer und Fischzüchter, außerdem organisierte er Bootstouren in einem nahen Naturschutzgebiet. Seine Frau ist Opernsängerin, was viele im Ort für etwas ungewöhnlich hielten. Der Fischer und die Diva.

Mittlerweile geht die Freiburger Polizei davon aus, dass Hermann H. nicht mehr lebt und seine Ehefrau etwas mit dem Tod ihres Mannes zu tun hat. Anschließend soll sie versucht haben, mit einem Doppelgänger so zu tun, als sei alles in bester Ordnung.

Ein Verdacht kam auf, als sich Ende Oktober 2009 ein Mieter von Hermann H. bei der Polizei meldete und sagte, er habe den Hausbesitzer seit Monaten nicht mehr gesehen. Eine Vermisstenanzeige wurde aufgegeben, die Beamten begannen mit Nachforschungen.

Die Ehefrau habe jedoch nur äußerst widerwillig Auskunft gegeben, wo sich ihr Mann befinden könnte, der wegen einer Herzerkrankung ständig Medikamente brauchte. "Bei den weiteren Ermittlungen erschienen die Umstände um das Verschwinden immer ominöser", sagte ein Polizeisprecher. Immer wieder durchsuchte die Polizei die Wohnungen des Ehepaares.

Ein zunächst gelungener Coup

In dieser Zeit soll die Ehefrau zu einer Anwältin gegangen sein, gemeinsam mit einem älteren Herren, der sich als ihr Ehemann ausgab. Die Anwältin vereinbarte sogar einen Termin bei der Polizei, der dazu dienen sollte, den Fahndern zu zeigen, dass Hermann H. bei bester Gesundheit ist. Das Treffen ließ die Opernsängerin dann aber platzen.

Begründung: Ihr Ehemann habe kurzfristig an einer Kreuzfahrt teilgenommen. Bis heute fehlt von Hermann H. jede Spur. Einmal tauchte noch jemand auf, der sich so nannte. Bei einem Notar bekam die Ehefrau von ihrem angeblichen Mann Vollmachten übertragen. Der Doppelgänger hat inzwischen gestanden, von einer Maskenbildnerin nach dem Vorbild eines Fotos von Hermann H. so zurecht gemacht worden zu sein, dass er dem Vermissten ähnelte.

Die Ermittler gehen nun von der Tötung des 71-Jährigen aus. Eine Gruppe von Ermittlern verfolgte 250 Spuren und wertete mehr als 7000 Kontaktdaten aus. Mit einer aufwendigen Verschleierungstaktik habe die Frau seit Wochen die Abwesenheit ihres Mannes zu verdecken versucht, sagt die Polizei. So suchte sie etwa nach Leuten, die bestätigen sollten, sie hätten H. jüngst noch gesehen.

Unter anderem seien mehrere Männer ausfindig gemacht worden, die von der Frau gebeten worden waren, als Doppelgänger aufzutreten. Alle hatten abgelehnt - mit einer Ausnahme. Der geständige Mann muss sich nun wegen Urkundenfälschung verantworten. Die Ehefrau wird des Betruges und Totschlages verdächtigt. Sie sitzt seit Donnerstag in Haft und verweigert die Aussage.

© SZ vom 13.3.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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