Offizielle Untersuchung:Keine Hinweise auf Kontakte zwischen Saddam und al-Qaida

Lesezeit: 2 min

Im Gegensatz zu Präsident Bush sieht die Untersuchungskommission zum 11. September 2001 keine Belege für eine Verbindung zwischen al-Qaida und der irakischen Regierung. Offenbar planten die Terroristen noch weit mehr Flugzeuge als fliegende Bomben zu benutzen - doch bin Laden war dagegen.

Als Begründung für den Irak-Krieg führte die US-Regierung immer wieder jahrzehntelange Kontakte des irakischen Machthabers mit al-Qaida-Mitgliedern an. US-Präsident George W. Bush hatte eine solche Verbindung als einen der Gründe für die Notwendigkeit des Sturzes von Saddam Hussein genannt.

Die Regierung behauptete zwar nie, dass Irak direkt an den Terroranschlägen vom 11. September beteiligt gewesen sei, nach Ansicht von Kritikern riefen Regierungsbeamte diesen Eindruck aber in der Öffentlichkeit hervor.

Dem Bericht zufolge lotete al-Qaida-Chef Osama bin Laden zwar Möglichkeiten einer Zusammenarbeit mit dem irakischen Regime aus, obwohl er mit dessen weltlicher Ausrichtung nicht einverstanden war. Es seien aber "keine glaubwürdigen Hinweise" auf eine Zusammenarbeit bei Anschlägen gegen die USA gefunden worden.

Bin Laden suchte Kontakte zum Sudan, zu Iran und zu Afghanistan

Bin Laden habe sich dem Vernehmen nach 1994 in Sudan mit einem ranghohen Mitglied der Bagdader Regierung getroffen, berichtete die Kommission. Dabei habe er um Platz für die Errichtung von Trainingslagern und Unterstützung bei der Beschaffung von Waffen gebeten. "Aber offenbar hat Irak nie darauf reagiert", heißt es in dem Bericht. Um Unterstützung habe Bin Laden unter anderem auch bei den Regierungen in Sudan, Iran und Afghanistan nachgesucht.

Es habe auch Berichte über Kontakte zwischen Irak und al-Qaida nach der Rückkehr Bin Ladens nach Afghanistan gegeben. "Sie scheinen aber nicht zu einer Zusammenarbeit geführt zu haben", berichtete die Kommission weiter. Noch am Montag hatte Vizepräsident Dick Cheney bekräftigt, Saddam Hussein habe "seit langem bestehende Verbindungen" zu al-Qaida gehabt.

Der Bericht kommt allerdings ebenfalls wie die Regierung zu dem Schluss, dass al-Qaida weiterhin versuche, einen verheerenden Anschlag gegen die USA mit chemischen, biologischen oder so genannten "schmutzigen" Waffen zu verüben. Zwar verfüge das Terrornetzwerk nach dem Tod oder der Festnahme wichtiger Finanzgeber über weniger Geld, doch habe es auch gelernt, mit weniger auszukommen.

In einem weiteren Bericht der Kommission, der sich mit der Planung der Anschläge vom 11. September befasst, heißt es, deren mutmaßlicher Organisator Chalid Scheich Mohammed, der 2003 in Pakistan festgenommen wurde, habe ursprünglich zehn Flugzeuge entführen wollen. Als Ziele seien unter anderem die Zentralen von Geheimdienst CIA und Bundespolizei FBI, Atomkraftwerke und hohe Gebäude in den Staaten Kalifornien und Washington vorgesehen gewesen.

Bin Laden wollte weniger Flugzeuge

Dieser Plan sei jedoch von Bin Laden zurückgewiesen worden, heißt es in dem Bericht. Darüber hinaus werden in dem Dossier interne Differenzen beschrieben. So habe keine Einigkeit darüber geherrscht, ob das Weiße Haus oder das Kapitol angegriffen werden sollten. Bin Laden habe die Anschläge außerdem zu einem früheren Zeitpunkt 2001 verüben wollen, doch waren die Terrorteams laut Mohammed, der damaligen Nummer drei des Netzwerks, noch nicht bereit. Terrorpilot Mohamed Atta habe schließlich den 11. September festgelegt, weil an diesem Tag der Kongress tagte.

Ihren Abschlussbericht will die Kommission im Juli vorlegen.

(AP)

© N/A - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: