Özil-Affäre:DFB in großer Not

Der Rücktritt von Özil wird für den DFB zum großen Problem.

Von Thomas Kistner

Brandherde besitzt der DFB zur Genüge seit dem Scheitern bei der WM. Doch statt zu löschen, hat er die Strategie des Aussitzens gewählt. Generöse acht Wochen Zeit bekam Trainer Löw für die Analyse. Zugleich wurde dessen Zögling Mesut Özil von Verbandschef Reinhard Grindel auferlegt, sich endlich zum Foto-Auftritt mit Erdoğan zu äußern. Das hat Özil jetzt getan, im Zuge einer Strategie, die sich über den halben Sonntag zog. Erst verteidigte er sein Posieren: Das hätte er mit jedem türkischen Präsidenten getan, er verleugne seine Wurzeln nicht. Dann, sieben Stunden später, trat er aus der Nationalmannschaft zurück.

Özils Berater führen vor, wer das Sagen hat im gesellschaftlich heillos überhöhten Kickergewerbe; dies ist die eine Erkenntnis. Die andere: Özil, dem ohnehin die Ausmusterung drohte, stürzt den DFB in große Not. Der polternde Abgang signalisiert ja auch, wie die Integration im deutschen Nationalteam gescheitert ist. Ein Eklat zum heiklen Zeitpunkt: Im Herbst wird die EM 2024 vergeben, Deutschland kandidiert gegen die Türkei. Da drängt sich ein misslungenes Integrationsmodell im Fußball als Wahlkampfthema geradezu auf. Erdoğan winkt der nächste billige Triumph, weil sich die DFB-Spitze so präsentiert, wie sie Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge jüngst beschrieb: alles Amateure.

© SZ vom 23.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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