Obama zur US-Präsidentschaftswahl:"Ich werde der Kandidat der Demokraten sein"

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Nach dem Ende des Vorwahl-Marathons in den USA hat sich Barack Obama zum Kandidaten der Demokraten für die Präsidentenwahl erklärt. Offenbar liegt er bei den Delegiertenstimmen uneinholbar vorne. Hillary Clinton will dennoch weiterkämpfen - vorerst.

In einer Entscheidung von historischer Tragweite haben die US-Demokraten mit dem 46-jährigen Senator Barack Obama erstmals einen Afroamerikaner zum Spitzenkandidaten für die Präsidentschaft gemacht.

Duell Obama-Clinton
:Chronologie des Duells: Triumphe und Tiefschläge

Seit Monaten liefern sich Barack Obama und Hillary Clinton ein hartes Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten. Die wichtigsten Stationen des erbitterten Duells in Bildern.

Obama erklärte sich am Dienstagabend (Ortszeit) in Saint Paul, Minnesota, zum Sieger des Wettstreits mit seiner Senatskollegin Hillary Clinton.

Hochrechnungen mehrerer US-Fernsehsender zufolge erreichte Obama trotz seiner Niederlage gegen Clinton bei den Vorwahlen an diesem Dienstag im Bundesstaat South Dakota die Marke von 2118 Delegierten, die zur Nominierung auf dem Parteitag im August nötig ist. Die Vorwahlen in Montana gewann Obama. Clinton gab sich zunächst nicht geschlagen, ließ aber ihr Interesse an der Vizepräsidentschaft erkennen.

Obama hielt vor Tausenden Anhängern im Bundesstaat Minnesota eine Siegesansprache. "Heute Abend stehe ich vor euch und sage, dass ich der Kandidat für die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten sein werde", so der Senator. "Heute Abend endet eine historische Reise, während die andere beginnt - jene Reise, die Amerika neue und bessere Tage bringen wird." Obama bekräftigte seine Botschaft, dass er als Präsident ein neues Kapitel der Politik in Washington aufschlagen wolle. "Amerika, dein Moment ist gekommen: Dies ist unsere Zeit - die Zeit, die Seiten der alten Politik umzuschlagen."

Außerdem rief er zur Einheit der Partei auf: "Lasst uns beginnen, zusammenzuarbeiten und uns zu einen, um gemeinsam die Zukunft Amerikas zu verändern." Obama gratulierte Clinton zu der "Art und Weise, wie sie diese Wahlkampagne geführt hat". Sie sei eine "politische Führerin, die Millionen Amerikaner inspiriert".

Clinton: keine Entscheidung

Clinton hingegen wollte sich noch nicht geschlagen geben. "Es war ein langer Wahlkampf, und heute Abend werde ich noch keine Entscheidung treffen", sagte Clinton vor Anhängern in New York. Sie wolle die kommenden Tage nutzen, um mit "Anhängern und Parteiführern zu beraten, was im besten Interesse der Partei ist". Ein Eingeständnis der Niederlage vermied sie. Sie gratulierte Obama lediglich zu einem "großartigen Wahlkampf", nicht jedoch zu einem Gewinn der Nominierung.

Die Diskussion bei den US-Demokraten hatte sich am Wahlabend zunehmend auf eine mögliche gemeinsame Kandidatur von Obama und Clinton konzentriert. Bei Beratungen mit Parlamentariern aus New York habe Clinton am Dienstag gesagt, sie sei "offen für den Vizeposten", hieß es in der Kongressdelegation des Bundesstaats New York, den Clinton im Senat vertritt. In den Beratungen habe sie ziemlich deutlich gemacht, dass sie zu einer Kandidatur an der Seite Obamas bereit wäre, wenn dies der Demokratischen Partei nutzen würde. "Sie möchte wirklich helfen", hieß es.

Freund Obama

Clintons Wahlkampfteam bestätigte die Beratungen. "Sie würde alles in ihrer Macht Stehende tun, um das Weiße Haus für die Demokraten zurückzugewinnen", hieß es in einer Erklärung. Die Kandidatin selbst ging in ihrer Ansprache nicht auf die Diskussion ein. Für Obama fand sie allerdings freundliche Worte. "Es ist eine Ehre, ihn als Freund zu bezeichnen", sagte Clinton.

Sie verwies mit Nachdruck darauf, dass im Verlauf der fünfmonatigen Vorwahlsaison etwa 18 Millionen Wähler für sie gestimmt hätten. "Ich will, dass jene 18 Millionen, die mich gewählt haben, respektiert und gehört werden", forderte sie. US-Medien spekulierten, dass Clinton und Obama am Mittwochabend (Ortszeit) in New York zusammentreffen könnten.

Clinton gewinnt South Dakota, Montana geht an Obama

Als letzte Bundesstaaten hatten am Dienstag die dünnbesiedelten Staaten Montana und South Dakota Vorwahlen abgehalten. Clinton siegte laut Hochrechnungen von US-Fernsehsendern in South Dakota, in Montana gewann hingegen Obama. An seinem Sieg in der Gesamtwertung konnten die Ergebnisse aus den beiden Staaten aber nichts mehr ändern. Dort wurden nur 31 der 4235 Delegierten bestimmt.

Der republikanische Präsidentschaftskandidat John McCain erklärte den Hauptwahlkampf gegen Obama am Dienstagabend für eröffnet. Die Wahl im November werde eine Richtungsentscheidung, sagte McCain. "Wir haben die Wahl zwischen dem richtigen Wandel und dem falschen Wandel", sagte der 71-Jährige vor Anhängern in New Orleans. "Ich zähle ein paar Jahre mehr als mein Gegner, und es erstaunt mich, wie ein so junger Mann so vielen falschen Ideen anhängen kann." McCain kritisierte insbesondere Obamas Plan, nach einem Wahlsieg den US-Einsatz im Irak rasch zu beenden.

© dpa/AFP/Reuters/plin/cag - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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