Ein früherer Gefreiter der US-Armee will Hermann Göring die Zyankali-Pille zugesteckt haben, mit der der Luftwaffenchef des Nazi-Regimes im Nürnberger Gefängnis Selbstmord beging.
Wie die Los Angeles Times berichtete, soll der heute 78-jährige Herbert Lee Stivers aber nicht gewusst haben, dass die Pille, die in einem Füllfederhalter versteckt gewesen sei, giftig war. Er habe einen Botendienst für eine Frau getan, die er auf der Straße kennengelernt habe und sich Mona genannt habe.
Sie habe mit ihm geflirtet und ihn später "einem Freund" vorgestellt. Auf dessen Bitte hin habe er zunächst zwei Mal in einem Füllfederhalter versteckte Botschaften an Göring weitergeleitet. Beim dritten Mal habe der Mann eine Kapsel in den Stift getan.
"Er sagte, es sei Medizin, und wenn sie wirkt und Göring sich besser fühlen würde, dass sie ihm dann mehr schicken würden", sagte Stivers der Los Angeles Times. Nachdem er seinen Botengang erfüllt habe, habe er der Frau den Füllfederhalter zurückgebracht, sie danach aber nie mehr wieder gesehen. "Ich habe nicht an einen Selbstmord Görings gedacht, als ich ihm das übergab", sagte Stivers weiter. Er sei davon überzeugt, dass es die von ihm überbrachte Pille war, die Göring benutzte.
Der Wahrheitsgehalt von Stivers Darstellung ließ sich von unabhängiger Seite nicht klären. Laut Los Angeles Times geht aus Militärakten jedoch hervor, dass Stivers während der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse als Wachmann abgestellt war. Der damals 19-jährige war zu einer Eskorte abgestellt, die angeklagte Nazis während der Prozesse auf ihren Wegen vom Gefängnis zum Gericht und zurück begleitete.
Das Pentagon wollte sich zu dem Bericht nicht äußern. Stivers sagte, er sei auf Drängen seiner Tochter jetzt mit der Geschichte an die Öffentlichkeit gegangen. Aus Furcht vor einer Bestrafung durch das US-Militär habe er all die Jahre lang geschwiegen. Stivers lebt heute als Rentner in Hesperia in Kalifornien.
Reichsfeldmarschall Göring war der ranghöchste Nazi, der vom Internationalen Militärgerichtshof verurteilt wurde. Am 15.Oktober 1946, kurz vor seiner Exekution, beging Göring Selbstmord. Seither beschäftigt Historiker die Frage, wie Göring in seiner streng bewachten Zelle an das Gift gelangen konnte.
Göring hinterließ in seinem Abschiedsbrief eine Botschaft, in der er sich damit brüstete, die Zykankalipille während seines gesamten elfmonatigen Prozesses bei sich gehabt zu haben.