Nowitschok-Vergiftungen:"Wilde Spekulationen"

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Die britische Regierung weist Berichte über eine Identifizierung von Tätern aus Russland im Fall des Ex-Agenten Skripal und seiner Tochter zurück.

Die britische Regierung hat einen Medienbericht über die angebliche Identifizierung mutmaßlicher Täter des Giftanschlags auf den ehemaligen russischen Doppelagenten Sergej Skripal und dessen Tochter Julia zurückgewiesen. "Ich denke, die Geschichte gehört in den ,schlecht informiert und wilde Spekulationen'-Ordner", schrieb Sicherheitsminister Ben Wallace am Donnerstag auf Twitter. Die Nachrichtenagentur Press Association berichtete zuvor unter Berufung auf Ermittlerkreise, dass Verdächtige bei einem Abgleich von Aufnahmen von Überwachungskameras mit Listen der Personen, die um die Tatzeit nach Großbritannien eingereist seien, herausgefiltert worden seien. Demnach seien die Täter dem Insider zufolge Russen.

Skripal und seine Tochter waren im März in Salisbury mit dem Nervengas Nowitschok vergiftet worden und mussten wochenlang im Krankenhaus behandelt werden. Großbritannien macht Russland für den Vorfall verantwortlich. Die Regierung in Moskau bestreitet eine Verwicklung in den Fall. Westliche Staaten und Russland haben wegen der Vorwürfe gegenseitig Diplomaten ausgewiesen. Der Kampfstoff Nowitschok war in den 70er und 80er Jahren in der Sowjetunion entwickelt worden. Anfang Juli war ein Paar im südenglischen Amesbury ebenfalls mit Nowitschok in Berührung gekommen. Die Frau starb, ihr Mann wird weiter im Krankenhaus behandelt.

Die britische Regierung hatte Russland schon früh für den Anschlag verantwortlich gemacht, was eine diplomatische Krise zwischen Russland und dem Westen auslöste. Der Nachrichtensender CNN meldete unter Berufung auf Ermittlerkreise, es seien insgesamt zwei russische Verdächtige identifiziert worden. Kurz nach dem Giftanschlag hätten britische Dienste in Zypern eine verschlüsselte Nachricht aus Moskau abgefangen, derzufolge die beiden Russen Großbritannien kurz nach dem Anschlag verlassen hatten. Russlands Botschafter in London, Alexander Jakowenko, sagte nun dem britischen Rundfunksender BBC zu den Medieninformationen, er habe seitens der Regierung keine offizielle Mitteilung dazu erhalten. Eine Sprecherin von Premierministerin Theresa May sagte, es handele sich um "laufende und komplexe Ermittlungen", und sie könne sich nicht zu "Spekulationen" äußern.

© SZ vom 20.07.2018 / Reuters, AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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