Nordkorea:Pjöngjang hält 85-jährigen US-Veteranen fest

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Nordkoreas Staatsoberhaupt Kim Jong-Un nimmt militärische Angelegenheiten äußerst ernst - hier bei der ersten Sicherheitskonferenz seit 20 Jahren am 20. November. (Foto: dpa)

Einmal noch wollte er Korea sehen - als Tourist, nicht als Soldat wie in den frühen fünfziger Jahren. Mit 85 erfüllte sich der US-Veteran Merrill Newman seinen Lebenstraum und reiste nach Pjöngjang. Bisher ohne Rückkehr: Er steht unter Arrest und damit wieder zwischen den Fronten.

Ein 85 Jahre alter US-Veteran des Koreakriegs wird nach Angaben seiner Familie seit Wochen im weithin abgeschotteten Nordkorea festgehalten. Sein Vater sei kurz vor seinem Abflug in Pjöngjang aus dem Flugzeug geholt worden, sagte Jeff Newman dem US-Sender CNN unter Berufung auf einen Reisegefährten seines Vaters.

Seit seiner Festnahme am 26. Oktober habe die Familie aus Palo Alto, Kalifornien, keinen Kontakt mehr zu Merrill Newman. "Es handelt sich um ein Missverständnis", sagte Jeff Newman zu CNN. "Mein Vater ist Kriegsveteran und interessiert sich schon seit Jahren für das Land und seine Kultur. Er hat seine Reise mit einer Agentur geplant, die angeblich eine Zulassung von der nordkoreanischen Regierung hatte." Newman habe außerdem alle nötigen Visa bei sich gehabt.

Die Familie vermute, dass Newmans Festnahme mit seinem Militärdienst während des Koreakriegs (1950-53) zu tun haben könnte, berichtet CNN. Die USA hatten im Koreakrieg das größte Truppenkontingent gestellt, die Südkorea gegen Nordkorea zur Seite gestanden hatten.

Am Tag vor seiner Abreise aus Pjöngjang habe sich Newman mit zwei nordkoreanischen Offiziellen getroffen, die über seine Zeit als Soldat mit ihm sprechen wollten. "Mein Vater war deswegen etwas besorgt", sagte der Sohn, aber weder er noch sein Reisebegleiter hätten vermutet, dass es ernsthafte Probleme geben könnte.

Keine diplomatischen Beziehungen

Newman war gemeinsam mit einem Bekannten aus einer Seniorenresidenz im kalifornischen Palo Alto unterwegs, Bob Hamrdla. Laut Hamrdla sind beide Männer am Tag nach dem Gespräch in ihr Flugzeug nach Peking gestiegen, um nach Hause in die USA zu reisen. Fünf Minuten vor Abflug seien jedoch Offizielle an Bord gekommen, die erst Newmans Pass sehen wollten und ihn dann anwiesen, das Flugzeug zu verlassen. In Peking habe Hamrdla sofort die amerikanische Botschaft verständigt.

Weil die USA keine diplomatischen Beziehungen zu Nordkorea haben, sei die Familie Newman sowohl mit Mitarbeitern des Auswärtigen Amtes in Kontakt wie auch mit dem schwedischen Botschafter in Pjöngjang. Newman leidet unter Herzproblemen und ist auf Medikamente angewiesen.

Zwar hätten Mitarbeiter der schwedischen Botschaft die entsprechenden Tabletten an die Nordkoreaner weitergegeben, "aber es ist nicht sicher, dass sie auch bei meinem Vater angekommen sind", sagte Jeffrey Newman. "Wir hoffen, dass der Botschafter ihn sobald wie möglich treffen kann, damit wir wissen, wie es ihm geht. Oder dass mein Vater einfach in ein Flugzeug nach San Francisco steigen kann. Er ist ein 85-jähriger Mann, der das Protokoll eingehalten hat. Er hat alles getan, was von ihm verlangt wurde."

US-Außenministerium spricht Reisewarnung aus

Die zehntägige Reise nach Korea war über Monate geplant gewesen, Newman hatte sogar einen Sprachkurs belegt. Seinen Anrufen und Postkarten zufolge habe sein Vater die Zeit in Nordkorea sehr genossen, sagte Jeff Newman. "Er wollte schon immer dorthin reisen. Es war sein Lebenstraum."

Das US-Außenministerium bestätigte die Berichte über die Festnahme zunächst nicht, sprach am Dienstag aber eine Reisewarnung für Nordkorea aus. Die US-Regierung bemüht sich bereits seit Längerem um die Freilassung eines weiteren Landsmannes aus nordkoreanischer Haft. Der Mittvierziger Kenneth Bae war Ende 2012 bei der Einreise wegen Mitführens antinordkoreanischer Literatur festgenommen und zu 15 Jahren Strafarbeit verurteilt worden.

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