Nordkorea-Krise:Abzug aus Pjöngjang

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Deutschland reduziert sein Botschaftspersonal in Nordkorea. Nach dem jüngsten Raketentest des dortigen Regimes hatten die USA andere Länder aufgefordert, ihre diplomatischen Beziehungen abzubrechen. Russland und China weigern sich.

Nach dem jüngsten Raketentest Nordkoreas schränkt Deutschland seine diplomatischen Beziehungen zu Pjöngjang ein. Ein deutscher Diplomat werde aus der nordkoreanischen Hauptstadt abgezogen, sagte Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) am Donnerstag nach einem Gespräch mit seinem amerikanischen Kollegen Rex Tillerson in Washington. Die Nordkoreaner wurden aufgefordert, ebenfalls einen Diplomaten aus Berlin zurückzubeordern. Der deutsche Botschafter in Pjöngjang soll allerdings im Land bleiben.

Nach dem Test am Mittwoch hatten die Vereinigten Staaten Deutschland und andere Länder aufgefordert, ihre diplomatischen Beziehungen zu Nordkorea abzubrechen. Die Sprecherin des US-Außenministeriums, Heather Nauert, antwortete auf eine entsprechende Frage eines Reporters: "Ruft euren Botschafter zurück." Gabriel sagte, Tillerson habe diese Forderung in dem Gespräch mit ihm nicht wiederholt. "Eine Forderung, dass wir die Botschaft schließen, ist nicht an uns herangetragen worden." Der deutsche Botschafter in Pjöngjang, Thomas Schäfer, zählt zu den erfahrensten westlichen Diplomaten in Nordkorea. Er war schon von 2007 bis 2010 Botschafter dort und kehrte 2013 in die nordkoreanische Hauptstadt zurück.

Auch in Russland und China stieß die amerikanische Forderung auf Ablehnung gestoßen. Der Kreml kritisierte die Regierung in Washington und rief zu Verhandlungen auf, Peking ging nicht auf den US-Vorstoß ein.

"Unsere Meinung hierzu ist negativ: Wir haben wiederholt gesagt, dass der Druck der Sanktionen erschöpft ist", sagte Russlands Außenminister Sergej Lawrow. Eine Wiederaufnahme des politischen Prozesses und Verhandlungen seien nötig, sagte Lawrow. Die Vereinigten Staaten "ignorieren" diese Tatsache, was "ein großer Fehler" sei. Das Handeln der USA in jüngster Zeit scheine vielmehr "bewusst darauf abzuzielen, heftige Aktionen Pjöngjangs zu provozieren".

Auch China, Nordkoreas wichtigster Handelspartner, unterstützte die amerikanische Position nicht. Auf die Frage nach einem möglichen Embargo wich ein Sprecher des Pekinger Außenministeriums aus und verwies auf bereits existierende UN-Sanktionen.

CDU-Außenpolitiker Jürgen Hardt äußerte sich ebenfalls kritisch zu den Forderungen der USA. "Der Aufforderung der Botschafterin der Vereinigten Staaten bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley, unseren deutschen Botschafter aus Nordkorea zurückzuziehen, sollten wir nicht folgen", erklärte Hardt. Für "das Nordkorea-Problem" könne es "letztlich nur eine diplomatische Lösung geben". Ähnlich sieht das Stefan Liebich, Bundestagsabgeordneter der Linken. Ein "Verzicht auf Diplomatie" käme einer "politischen Bankrotterklärung des Westens" gleich, erklärte Liebich. Es brauche im Nordkorea-Konflikt mehr Dialog, nicht weniger.

© SZ vom 01.12.2017 / AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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