Nordirland:Ausschreitungen nach der Wahl

Am Morgen hat die Auszählung der Stimmen nach der Wahl des Regionalparlaments begonnen. Nach der Schließlung der Wahllokale am Mittwochabend hatten Unbekannte die Polizei in Londonderry mit Molotow-Cocktails beworfen.

Insgesamt 50 Molotow-Cocktails flogen auf die Polizeibeamten. Die Angriffe ereigneten sich unter anderem beim Einsammeln der Wahlurnen. Mehrere Polizeiautos wurden beschädigt. Verletzt wurde niemand.

Ein Mitglied der Wahlaufsicht benötigte eine Polizei-Eskorte, um ein Wahllokal zu verlassen, nachdem Jugendliche dort Fensterscheiben eingeworfen hatten. Zu Festnahmen kam es nicht, doch die Polizei will am Donnerstag die Aufnahmen von Überwachungskameras auswerten.

Niedrige Wahlbeteiligung

Nach Aussage von Beobachtern war die Wahlbeteiligung niedrig. Besonders in protestantisch dominierten Gebieten hätten nur 55 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben.

Mit ersten Ergebnissen wurde am Donnerstagnachmittag gerechnet, das offizielle Endergebnis sollte am Freitag vorliegen.

Die Wahl eines neuen Regionalparlamentes galt nach mehr als einem Jahr unter britischer Direktverwaltung als neue Chance für die im Oktober 2002 suspendierte Vier-Parteien-Koalition aus Protestanten und Katholiken, allerdings wurde eine Stärkung der radikalen Parteien erwartet.

Großbritannien hatte die Selbstverwaltung in Belfast ausgesetzt, weil die Protestanten wegen angeblicher IRA-Spione im Regierungsapparat ihren Rückzug aus dem Kabinett angedroht hatten.

Das schlechte Wetter, aber auch die früh einbrechende Dunkelheit seien dafür verantwortlich gewesen, dass die Beteiligung nach gutem Beginn in den Abendstunden eingebrochen sei, hieß es in Belfast.

Um die 108 Sitze im Parlament von Belfast bewarben sich 256 Kandidaten, die für insgesamt 16 Parteien oder als Unabhängige antraten. Jeder der 18 Wahlkreise wird letztlich sechs Abgeordnete entsenden. Diese wurden nach einem komplizierten Verhältniswahlrecht bestimmt, bei dem die knapp 1,1 Millionen Wahlberechtigten den Kandidaten je nach Präferenz Rangplätze zuordnen konnten.

(sueddeutsche.de/AP/dpa)

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