Nord- und Südkorea:In Kriegsstimmung

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Südkorea zieht mit den USA ins Manöver und schickt einen Militärsatelliten ins All. Sogleich rührt Nordkorea die Kriegstrommel und droht mit militärischem Erstschlag. Gerüchte über einen möglichen Atomtest Nordkoreas schüren die koreanische Krise.

Die Worte waren genau gewählt und deutlich: "Die koreanische Volksarmee behält sich das Recht vor, sich mit einem Präventivschlag gegen den Feind zu verteidigen". Die Botschaft, die die nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA veröffentlichte, ging an Südkorea und die USA, die noch bis Ende August ihr alljährliches Manöver im Pazifik abhalten.

Wie zu erwarten kamen auch die alljährlichen Drohungen der politischen Führung aus dem Norden. Doch nie zuvor war die Kriegsandrohung so deutlich und stellte einen "militärischen Erstschlag" in Aussicht. Nordkorea werde sich von jetzt an nicht mehr an das Waffenstillstandsabkommen halten, das den Koreakrieg 1953 beendete, unterstrich ein Sprecher der nordkoreanischen Volksarmee. Das gemeinsame Manöver in Südkorea bezeichnete er als "unverhohlene militärische Bedrohung" sowie "eine kriegerische Aktion", durch die das Abkommen für "null und nichtig" erklärt werde.

"Niemand kann sich verbürgen, dass dies nicht zu einem Krieg führt."

Das kommunistische Pjöngjang hatte in der Vergangenheit die gemeinsamen Übungen in Südkorea wiederholt als Vorbereitungen zu einem Angriff auf Nordkorea kritisiert. Zuletzt hatte Pjöngjang vor drei Jahren zudem mit der Aufkündigung des Waffenstillstandsabkommens gedroht.

Der nordkoreanische Militärsprecher beschuldigte die USA am Dienstag, die Spannungen auf der Halbinsel zu verschärfen. "Niemand kann sich verbürgen, dass dies nicht zu einem Krieg führt." Nordkorea beanspruche deshalb für sich "das Recht, einen Präventivschlag zur Selbstverteidigung gegen den Feind" zu führen.

Die Spannungen in der Region hatten sich wegen des Starts von sieben Raketen in Nordkorea am 5. Juli erhöht. Eine einstimmig verabschiedete Resolution des Weltsicherheitsrats zur Verurteilung der Tests hatte Nordkorea zurückgewiesen und erklärt, die Raketenstarts seien Teil einer Militärübung gewesen und würden fortgesetzt. Zudem weigert sich Pjöngjang seit Monaten, zu den internationalen Verhandlungen über sein umstrittenes Atomprogramm zurückzukehren.

Im Süden gibt es Befürchtungen, dass der Norden einen Vorwand für Vorbereitungen zu einem Atomtest suchen könnte. Während des zwölftägigen Manövers "Ulchi Focus Lens" geht es um computergestützte Simulationen eines Kriegs auf der geteilten koreanischen Halbinsel. Daran nehmen Medienberichten zufolge etwa 20.000 US-amerikanische und südkoreanische Soldaten teil.

Südkorea schickte unterdessen seinen ersten Militär-Satelliten ins All. Das südkoreanische Verteidigungsministerium betonte jedoch, der Satellit solle der militärischen und kommerziellen Kommunikation dienen und werde nicht zur Spionage eingesetzt.

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