Nord- und Südkorea:Auf zum Gipfel

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Die Präsidenten der beiden Koreas treffen sich Ende April am Grenzort Panmunjom. Wenn das Tauwetter eine Chance haben soll, muss die Begegnung dazu die Grundlage bilden.

Von Christoph Neidhart, Tokio

Das Gipfeltreffen der beiden Koreas findet am 27. April auf der südkoreanischen Seite des Grenzortes Panmunjom statt. Darauf einigten sich Seoul und Pjöngjang am Donnerstag. Ob ihre Unterhändler bereits auch Gesprächsthemen zwischen dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in und Nordkoreas Diktator Kim Jong-un festgelegt haben, war zunächst nicht bekannt. Südkoreas Vereinigungsminister Cho Myoung-gyon sagte nur, Nordkoreas nukleare Abrüstung werde zum wichtigsten Verhandlungsthema.

Beide Seiten lobten die "freundschaftliche Atmosphäre" ihrer Verhandlungen. "Im Laufe der letzten 80 Tage gab es so viele dramatische Ereignisse wie nie zuvor", sagte der nordkoreanische Delegationschef Ri Son-gwon. Ursprünglich wollte Kim Präsident Moon nach Pjöngjang einladen. Der Gipfel hätte mit viel Pomp zelebriert werden sollen. Aber im Februar schien Moon das noch inakzeptabel zu sein. Also einigte man sich auf einen eintägigen Arbeitsgipfel an der Grenze.

Inzwischen ist Kim jedoch in Peking, wenn auch "inoffiziell", so doch mit dem Zeremoniell eines Staatsbesuchs mit Motorrad-Eskorte und militärischer Ehrengarde empfangen worden. Letztere musste er allerdings - vermutlich zur Geheimhaltung - im Innern der "Großen Halle des Volkes" abschreiten, wie das nordkoreanische Fernsehen zeigte. Angesichts dieser Bilder mutet die Zurückhaltung, mit welcher der innerkoreanische Gipfel vorbereitet wird, fast schon überholt an. Zumal Kim bald auch US-Präsident Donald Trump treffen will. Und danach vermutlich weitere Regierungschefs.

Wenn das Tauwetter eine Chance haben soll, muss die Begegnung zwischen Moon und Kim eine Basis für die wichtigste Achse künftiger Kräfteverhältnisse auf der koreanischen Halbinsel legen. Kim, der vor seiner China-Reise als Machthaber noch nie im Ausland gewesen war und auch keine bedeutenden ausländischen Regierungsvertreter in Pjöngjang empfangen hatte, zeigte sich überraschend souverän in China. Er diskutierte intensiv mit Staatschef Xi, scherzte mit ihm und begrüßte dessen Minister und Helfer jovial.

Mehr noch als China, dem Pjöngjang nicht traut, braucht Nordkorea Südkorea, um sich aus seiner Isolation zu lösen. Nicht zuletzt als Verbindung nach Washington. Dem südkoreanischen Präsidenten Moon ist gelungen, was vor drei Monaten kaum jemand für möglich gehalten hatte: Er nahm Kims Charme-Offensive zu Olympia ernst. Die innerkoreanischen Beziehungen sind so entspannt, wie sei einem Jahrzehnt nicht mehr. Moon hat das erreicht, ohne es sich mit Washington zu verderben. Er ließ Kim das Zugeständnis zur Denuklearisierung abringen, Kim wolle auch Südkoreas gemeinsame Manöver mit den USA ohne Säbelrasseln hinnehmen. Moon ist der Regisseur dieser Prozesse. Es waren seine Leute, die den Kim-Trump-Gipfel eingefädelt haben. Seine Gratwanderung wird mit dem innerkoreanischen Gipfel ihren ersten Höhepunkt erreichen. Aber auch erstmals getestet werden.

© SZ vom 31.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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