Nord-Afghanistan:Drei deutsche Soldaten bei Überfall verletzt

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Einen Tag nach dem Selbstmordanschlag auf einen Bundeswehr-Konvoi wurden in derselben Gegend deutsche Soldaten mit Handfeuerwaffen angegriffen.

Wie ein Sprecher des Einsatzführungskommandos bei Potsdam mitteilte, wurde eine Patrouille in der Nacht etwa vier Kilometer südlich der Stadt Kundus mit Handfeuerwaffen angegriffen. Dabei seien drei Soldaten durch Splitter leicht verletzt und ein leicht gepanzertes Spähfahrzeug von Typ Fennek beschädigt worden.

Eine zweite Bundeswehrpatrouille - die ebenfalls mit einem Fennek-Fahrzeug und einem besonders geschützten Patrouillenfahrzeug vom Typ Dingo unterwegs war - sei der ersten zu Hilfe gekommen. Danach kam es den Angaben zufolge zu einem Schusswechsel zwischen den Angreifern und den Soldaten.

Erst gestern war eine Patrouille deutscher Soldaten im Norden des Landes dem Anschlag eines Selbstmordattentäters knapp entgangen. Der Attentäter und zwei afghanische Zivilisten waren dabei getötet worden. Acht weitere Zivilisten, darunter vier Kinder, erlitten Verletzungen. Die Patrouille war in einem gepanzerten Transportfahrzeug vom Typ "Dingo" unterwegs, das bei der Explosion beschädigt wurde.

Der afghanische Wirtschaftsminister Amin Farhang hatte nach dem Anschlag ein robusteres Mandat für die Bundeswehr gefordert. Farhang begründete seinen Vorstoß in der Mitteldeutschen Zeitung mit dem Hinweis, dass die Taliban jetzt auch im Norden des Landes aktiv würden.

Afghanischer Minister: "Härter durchgreifen"

"Was bringt es, wenn die Soldaten in den Lagern sind und Patrouillen machen? Die westlichen Schutztruppen sollten dort, wo es nötig ist, auch eingreifen. Man muss insgesamt härter durchgreifen und darf nicht zugucken - sonst wird man selbst angegriffen. Man muss vorbeugen", zitierte das Blatt den Minister.

US-Außenministerin Condoleezza Rice besucht derzeit Afghanistan. In Kabul sagte sie einen Sieg über die wieder erstarkten radikal-islamischen Taliban voraus. "Wir werden nicht ermüden, wir werden nicht weggehen", betonte sie nach einem Treffen mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai.

An die Adresse der Rebellen sagte Rice: "Sie sollten wissen, dass wir diesen Kampf kämpfen werden, bis er siegreich beendet ist." Die Sicherheitslage in Afghanistan gilt inzwischen als die schlechteste seit dem Sturz der Taliban Ende 2001.

Bei Kämpfen und Anschlägen sind in den vergangenen drei Monaten mehr als 1100 Menschen ums Leben gekommen, darunter hunderte radikal-islamische Rebellen und rund 30 ausländische Soldaten.

Derzeit läuft in Afghanistan die größte Offensive der US-geführten Koalitionstruppen seit dem Sturz der Taliban Ende 2001. Angesichts der eskalierenden Gewalt hatte Karsai die Internationale Gemeinschaft vor wenigen Tagen eindringlich dazu aufgefordert, ihre Vorgehensweise im Kampf gegen den Terrorismus zu überdenken.

Pakistan will Truppen aufstocken

Zuvor hatte Rice Pakistan besucht und die Regierungen in Islamabad und Kabul zu besserer Zusammenarbeit im Anti-Terror-Kampf aufgefordert. Die pakistanische Regierung sagte zu, die Truppen im Grenzgebiet zu Afghanistan um 10.000 auf 90.000 Soldaten aufzustocken.

Die Soldaten sollen Taliban-Anhänger in der schwer zugänglichen Region bekämpfen. Im Grenzgebiet werden auch der Chef des Terrornetzes al-Qaida, Osama bin Laden, und Taliban-Führer Mullah Omar vermutet. Afghanistan wirft Pakistan vor, Terroristen zu unterstützen. Islamabad weist das vehement zurück.

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