Neue Studie:OECD hält deutsche Lehrer für zu alt

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Die Kritik am deutschen Bildungssystem geht weiter. Diesmal trifft sie die Lehrer: Sie seien zu alt, nicht fortbildungswillig und oft psychisch angeschlagen. Die OECD empfiehlt die Aufhebung des Beamtenstatus' sowie eine Überprüfung der Leistung.

Lehrer in Deutschland sind nach einer neuen OECD-Studie im Vergleich zu anderen europäischen Ländern zu alt. Außerdem zeigten sie nur geringe Bereitschaft zur Fortbildung, heißt es laut Welt am Sonntag in der Untersuchung, die am Mittwoch veröffentlicht werden soll.

Empfohlen wird die Aufhebung des Beamtenstatus' sowie eine Überprüfung der Leistung von Lehrern.

Nur in Italien seien Pädagogen im Durchschnitt noch älter, stellten die OECD-Prüfer der Welt am Sonntag zufolge fest. Mehr als 45 Prozent der Grundschullehrer in Deutschland seien im Jahr 2001 über 50 Jahre alt gewesen, ebenso rund die Hälfte der Hauptschul-, Realschul- oder Gymnasiallehrer. Der Mittelwert der Industrieländer liege zwischen 25 und 29 Prozent.

Bei den Lehrern selbst registriere die OECD eine "geringe Zufriedenheit mit ihrem Beruf, obwohl sie zu den bestbezahlten in der OECD gehören", zitiert die Zeitung aus der Untersuchung.

Viele deutsche Lehrer seien psychisch angeschlagen: Jeder Dritte leide am Burn-out-Syndrom wegen ständiger Überlastung. Im Jahre 2001 hätten nur sechs Prozent der pensionierten Lehrer die Altersgrenze von 65 Jahren erreicht.

Neben der Aufhebung des Beamtenstatus' empfehle die OECD, die Ausbildung kürzer und praxisnäher zu gestalten und die Fortbildung besser zu fördern, schreibt Welt am Sonntag. Auch sollte die Leistung der Lehrer künftig regelmäßig kontrolliert werden.

Halbherzige Reformen, wichtige Themen ausgespart

Anerkannt würden Reformbemühungen. Das Land befinde sich "in einer schwierigen, aber fruchtbaren Phase der Übergangs". Allerdings seien die Reformen oft halbherzig und sparten die wichtigsten Themen aus.

Die Studie hebt laut einem Bericht des Tagesspiegels vom Sonntag aber auch positive Aspekte des deutschen Bildungssystems hervor. So werde die "Offenheit von Schulen gegenüber Reformen" gelobt und festgestellt, dass Schulleiter hier zu Lande "meistens ausgezeichnete Pädagogen" seien.

Baden-Württembergs Kultusministerin Annette Schavan (CDU) sagte der Welt am Sonntag: "Das, was an Empfehlungen drinsteckt, bestätigt die Reformschritte in Baden-Württemberg im Bereich der Lehrerbildung."

Der Vorsitzende des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, erklärte, die Basis der Studie sei "äußerst windig und unseriös". Er räumte aber ein, dass es Probleme beim Lehrernachwuchs gebe.

Der Erziehungswissenschaftler Peter Struck von der Universität Hamburg betonte der Zeitung zufolge, ein Problem sei, dass die heutigen Lehrer für andere Kinder ausgebildet worden seien.

Dies liege daran, dass die Kinder nicht mehr ausreichend von ihren Eltern erzogen würden. "Etwa 60 Prozent der Eltern sind erzieherisch hilflos", wird er zitiert. Die Lehrer seien gezwungen, diese Aufgaben teilweise zu übernehmen.

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