Nelson Mandela ist 85:Ein Mann ohne Rachegelüste

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Auch Einzelne können den Lauf der Geschichte beeinflussen. Das zeigt das Leben des südafrikanischen Nationalhelden, der 26 Jahre im Gefängnis saß. bevor er Präsident seines Landes wurde.

Mit der Übergabe eines Jubiläumsbandes an Nelson Mandela sind am Donnerstag die Feiern zum 85. Geburtstag des früheren südafrikanischen Präsidenten eingeleitet worden.

Für seinen Ehrentag am Freitag waren stundenlange Empfänge geplant, für Samstag wurde in Johannesburg ein riesiges Gala-Bankett mit 1600 Gästen anberaumt.

Bundespräsident Johannes Rau äußerte in einem Glückwunschtelegramm seine Freude darüber, dass Mandela diesen Tag in einem Südafrika begehen könne, das es ohne ihn in seiner heutigen Gestalt nicht gebe.

Der Jubiläumsband wurde Mandela von Bildungsminister Kader Asmal überreicht. Unter dem Titel "Nelson Mandela, From Freedom to the Future" (Von der Freiheit in die Zukunft) wurden darin Reden des Expräsidenten und Widmungen von ranghohen Politikern aus aller Welt zusammengestellt.

Zu einem Gratulationsbesuch hatte sich auch Mandelas Nachfolger Thabo Mbeki angemeldet. Auf dem Höhepunkt der Feierlichkeiten am Samstag will der frühere US-Präsident Bill Clinton zu Ehren des Jubilars die erste Nelson-Mandela-Rede halten, die fortan ein jährliches Ereignis sein soll.

Zu einem Galakonzert am Abend werden zahlreiche Überraschungsgäste aus den Bereichen Politik und Kultur erwartet. Am Sonntag soll dann in Johannesburg eine Nelson-Mandela-Brücke eingeweiht werden.

Eckstein für eine Politik der Versöhnung gesetzt

Rau würdigte Mandela mit den Worten: "Ihr Leben hat gezeigt, dass Einzelne den Lauf der Geschichte entscheidend beeinflussen können. Sie haben den Menschen in Ihrer Heimat Kraft gegeben, das Apartheidregime friedlich zu überwinden. 26 Jahre Haft, davon 17 Jahre auf der berüchtigten Robben-Insel, haben Sie nicht zu brechen vermocht und Sie auch nicht Ihrer Menschlichkeit beraubt. Sie haben Ihren Peinigern vergeben. Damit haben Sie den Eckstein gesetzt für eine Politik der Versöhnung und der Wahrhaftigkeit. Südafrika ist so für die ganze Welt bis heute ein Zeichen der Hoffnung geworden. Für Ihr politisches und menschliches Wirken möchte ich Ihnen im Namen aller Deutschen aufrichtig danken."

Als Sohn eines Thembu-Häuptlings wurde am 18. Juli 1918 in der Transkei, der heutigen Provinz Ostkap, geboren. Er studierte Jura an der für Farbige bestimmten Universität Fort Hare, wurde aber 1940 als Anführer eines Studentenstreiks ausgeschlossen. Sein Examen machte er schließlich nach einem Fernstudium.

Zusammen mit Oliver Tambo rief er die Jugendliga des African National Congress (ANC) ins Leben und eröffnete Südafrikas erste Kanzlei schwarzer Anwälte.

Nach dem Verbot des ANC gründete Mandela 1961 den militanten Flügel "Umkhonto we Sizwe" (Speer der Nation), ging in den Untergrund und wurde ein Jahr später verhaftet.

1964 wurde er im so genannten Rivonia-Prozess wegen Sabotage und Aufruhr zu lebenslanger Haft verurteilt. Mit seiner Freilassung aus dem Gefängnis 1990 begann Mandelas politische Laufbahn.

Zusammen mit dem damaligen Präsidenten Frederik de Klerk erhielt er 1993 den Friedensnobelpreis und stand ein Jahr später als erster Schwarzer selbst an der Spitze Südafrikas. 1999 gab er das Amt an Mbeki ab.

(sueddeutsche.de/AP)

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