Nahostkonflikt:Teufelskreis der Rache

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Nachdem israelische Soldaten drei palästinensische Jugendliche erschossen haben, bricht die Hamas die Waffenruhe. Für weiteren Aufruhr sorgen radikale jüdische Siedler auf dem Tempelberg.

Nach den tödlichen Schüssen der israelischen Armee auf drei palästinensische Jugendliche im Gazastreifen hat die radikal-islamische Hamas-Organisation eine Rakete und mehrere Mörsergranaten auf jüdische Siedlungen und Stellungen der israelischen Armee gefeuert.

Unterdessen schickte die palästinensische Autonomiebehörde einen offiziellen Protest an Israel. Der Angriff wurde als "schreckliches Verbrechen israelischer Soldaten an drei palästinensischen Kindern" bezeichnet. Die israelische Armee hatte erklärt, die Palästinenser seien Waffenschmuggler gewesen.

Der Vorfall ereignete sich am Samstag im Flüchtlingslager Rafah, das früher häufig Schauplatz von Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern war. Seit der Verkündung einer Waffenruhe am 17. März gab es lediglich einen Zwischenfall, bei dem im Gazastreifen ein Palästinenser erschossen wurde.

Sie sollen nur Fußball gespielt haben

Ali Abu Seid, ein 22-jähriger Bewohner von Rafah berichtete, die Jungen hätten Fußball gespielt, als der Ball in Richtung Grenzzaun gerollt sei. Sie seien hinterher gelaufen, dann seien Schüsse gefallen.

Die israelische Armee berichtete, die Jugendlichen hätten sich in einem Sperrgebiet befunden und Warnschüsse ignoriert. Die Schüsse habe eine Patrouille abgegeben, die in dem Gebiet unterwegs gewesen sei.

Die Palästinenserführung bemühte sich nach Berichten aus Ramallah darum, die militanten Gruppierungen im Gazastreifen weiter auf die Waffenruhe zu verpflichten. Dazu seien Gespräche begonnen worden, sagte ein Palästinensersprecher. Er sagte weiter, die israelische Regierung sei nun "voll verantwortlich dafür, was im Gazastreifen und in den Palästinensergebieten passiert".

Der palästinensische Chefunterhändler Sajeb Erekat warnte, Israel wolle sich vor Verhandlungen über einen Palästinenserstaat in endgültigen Grenzen drücken und das geltende Provisorium zur Dauerlösung machen. Zugleich forderte er Verhandlungen mit Israel über den Abzug aus dem Gazastreifen. Es müsse über die Neuaufnahme des Flughafenbetriebs und den Seehafen gesprochen werden.

Festnahmen auf dem Tempelberg

Für zusätzliche Spannungen sorgten Pläne der radikalen Siedlerbewegung Revava, am Sonntag auf dem Tempelberg in der Jerusalemer Altstadt gegen den Gaza-Abzugsplan von Ministerpräsident Ariel Scharon zu demonstrieren. Aus Sorge vor Provokationen will die israelische Regierung die geplante Kundgebung mit allen Mitteln unterbinden.

Etwa 3000 Polizisten bewachten den Tempelberg. Sie nahmen im Vorfeld der geplanten Kundgebung neun jüdische Extremisten in der Altstadt fest, darunter auch Revava-Chef Israel Cohen, der sich die Nacht über in einer Toilette nahe der Klagemauer versteckt hatte. Auf dem Platz vor der Al-Aksa-Moschee versammelten sich tausende Palästinenser zu Gegenprotesten. Der Tempelberg, an dessen Fuß sich auch die Klagemauer befindet, ist für Moslems und Juden gleichermaßen eine heilige Stätte.

© AFP/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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