Nahost:UN-Beobachter werden aus Südlibanon abgezogen

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Die Vereinten Nationen wollen nach Angaben der dänischen Streitkräfte ihre Beobachter vorübergehend im Hauptquartier in Nakura zusammenziehen. Die Patrouillen würden "nach der Fortsetzung der Bombardements in den vergangenen Tagen" abgebrochen.

Die Patrouillen der UN-Beoachtermission würden "nach der Fortsetzung der Bombardements in den vergangenen Tagen" abgebrochen, hieß es in einer Erklärung der dänischen Armee, die in Kopenhagen verbreitet wurde.

Israelische Panzer fahren an einem UN-Posten an der libanesischen Grenze vorbei. (Foto: Foto: Reuters)

Die UN habe die Anordnung erteilt, die Einheiten am Hauptquartier der UN-Beobachtermission Unifil in Nakura im Süden Libanons zusammenzuziehen. Beim Bombardement eines UN-Postens im Süden Libanons durch israelische Kampfflugzeuge waren am Dienstag vier Blauhelmsoldaten ums Leben gekommen.

Die "United Nations Interim Force in Lebanon" (Unifil) ist seit März 1978 im Libanon. Anfangs waren bis zu 7000 Soldaten im Südlibanon stationiert, zuletzt waren es noch knapp 2000 Mann.

Diskussion um robustes Mandat im Libanon

Im Januar diesen Jahres wurde das Mandat der Unifil turnusgemäß um ein weiteres halbes Jahr verlängert, es läuft planmäßig am Montag aus.

Seit Gründung der Mission kamen rund 260 ihrer Mitglieder ums Leben, mehr als achtzig von ihnen bei Angriffen. In den vergangenen Tagen wurde international die Entsendung einer UN-Mission mit "robustem Mandat" in den Libanon debattiert.

Unterdessen werden die Aufrufe zur sofortigen Waffenruhe in Nahost immer drängender. Hilfsorganisationen berichteten übereinstimmend, dass anders Hilfe für die Not leidende Bevölkerung im Süden des Libanon nicht möglich sei.

Erste Anzeichen von Lebensmittelknappheit erreichten das katholische Hilfswerk Caritas International. Grünen-Chefin Claudia Roth berichtete von verheerenden Zuständen unter 15.000 libanesischen Flüchtlingen in der türkischen Hafenstadt Mersin.

Diakonie Katastrophenhilfe und Caritas International riefen gemeinsam zu Spenden und zur zur Solidarität mit der Zivilbevölkerung im Libanon, in den Palästinensergebieten und in Israel auf. Matthias Schüth von Caritas International berichtete, am Donnerstag habe es in Beirut erste Hinweise auf Nahrungsmittelknappheit gegeben.

Humanitäre Korridore dringend erforderlich

"Bisher haben wir noch alles im Land selbst gekauft," sagte er. Die Wasserversorgung mit Tankwagen funktioniere noch, aber bei Lebensmitteleinkäufen für den Großbedarf werde es langsam eng. Mit der Gefahr von Angriffen stiegen auch die Preise. Eine Taxi-Fahrt von Beirut nach Damaskus, die vor dem Krieg 80 Dollar kostete, koste jetzt über 800 Dollar.

Die Caritas versorgt laut Schüth mit 200 Mitarbeitern und mehreren hundert Freiwilligen in 36 Zentren über 70.000 Menschen. Dringend erforderlich seien die längst zugesagten, aber nicht eingerichteten humanitären Korridore, insbesondere von Beirut und Damaskus aus in den Süden. Viele Dörfer im Süden Libanons seien durch die Kämpfe abgeschnitten. Von ständig steigenden Preisen berichtete auch die Sprecherin der Diakonie Katastrophenhilfe, Gesine Wolfinger.

Auch ihre Organisation, die in einem übergreifenden kirchlichen Netzwerk im Libanon arbeitet, trage zur Versorgung von bis zu 100.000 Menschen bei, die in Kirchen, Schulen und öffentlichen Gebäude Zuflucht gefunden hätten.

Besorgt äußerten sich beide Hilfswerke auch darüber, dass Hilfskonvois angegriffen würden.

Ein Drittel der Toten und Verletzten sind Kinder

Das UN-Kinderhilfswerk Unicef rief ebenfalls zur Hilfe für Kinder im Libanon auf und verlangte eine sofortige Waffenruhe. Ein Drittel der Toten und Verletzten seien Kinder. Die Forderung nach einer sofortigen Waffenruhe wurde auch von Prominenten in einem offenen Brief unterstützt.

Er wurde unter anderem von der englischen Schauspielerin und Unicef-Botschafterin Vanessa Redgrave, dem südafrikanischen Bischof und Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu und der deutschen Unicef-Vorsitzenden Heide Simonis unterzeichnet.

Roth berichtete im WDR, ihre Reise nach Mersin nahe der Grenze zu Syrien habe "wirklich eine ganz fürchterliche Situation" offenbart. In den Gesichtern der Flüchtlinge habe man sehen können, "welche Angst und welche schrecklichen Situationen" sie erlebt hätten.

Auch "wie schwierig es war, auf ein Boot zu kommen - überhaupt weg zu kommen - wie verheerend aber auch die Situation vor allem derjenigen ist, um die sich niemand kümmert". Zu letzteren zählt sie die tausenden Gastarbeiter aus der Türkei, von den Philippinen und aus Vietnam.

Der Präsident der deutsch-israelischen Gesellschaft, Manfred Lahnstein, rechnet mit dem Anhalten der Kämpfe in Nahost. Er sagte Deutschlandradio Kultur, man sei "noch eine ganze Weile" von einer Waffenruhe entfernt. Dazu brauche es zweier Partner und Substands. Daran fehle es bisher.

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