Nahost:Schwere Gefechte in Gaza

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Trotz mehrerer Waffenstillstände sind bei neuen Kämpfen zwischen islamischen Hamas-Milizen und bewaffneten Anhängern der Fatah mindestens 23 Menschen getötet worden. Erstmals seit Vereinbarung der Waffenruhe vor einem halben Jahr flog zudem Israel wieder Luftangriffe.

Heiko Flottau

Die Luftwaffe bombardierte am Donnerstag das Hauptquartier der Hamas-Polizeimiliz in Gaza. Dabei wurden mindestens 15 Menschen verletzt. Schon am Mittwoch wurden bei einem israelischen Luftangriff in Rafah sechs Hamas-Mitglieder getötet. Außerdem drangen am Donnerstag mehrere israelische Panzer in den nördlichen Gazastreifen vor.

Seit dem Wiederaufflammen der Kämpfe zwischen Hamas und Fatah am Sonntag starben damit 50 Menschen bei der bislang schlimmsten Welle innerpalästinensischer Gewalt. 114 Menschen wurden verletzt. Ein Sprecher der Hamas-Polizeimiliz teilte mit, in Rafah seien zwei Hamas-Mitglieder während eines Trauerzugs von Fatah-Mitgliedern erschossen worden. Die Hamas beschuldigte Fatah zudem, einen entführten Hamas-Milizionär in einem Polizeihauptquartier in Gaza hingerichtet zu haben.

Die israelischen Panzer im Norden des Gaza-Streifens befänden sich dort auf einem "Routineeinseatz", sagte eine Armeesprecherin. Die "kleine Einsatztruppe" sei allerdings nicht weit von der Grenze entfernt. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa sollen die Panzer allerdings gegen militante Palästinenser eingesetzt werden, die Israel mit Raketen beschießen.

Zahlreiche Einwohner fliehen

So wurde von mehreren Kassam-Raketen berichtet, die vom Gaza-Streifen aus im israelischen Grenzgebiet einschlugen. Eines der Geschosse sei in einem leeren Klassenraum einer Schule in Sderot eingeschlagen und habe Sachschaden angerichtet, sagte die Militärsprecherin. Insgesamt seien etwa zehn Raketen abgefeuert worden.

Zahlreiche Einwohner hatten Sderot am Mittwoch angesichts der andauernden Angriffe verlassen. Israelische Medien berichteten am Donnerstag, Ministerpräsident Ehud Olmert habe sich jedoch gegen eine umfassende Evakuierung der Stadt ausgesprochen. Nur Teile der Bevölkerung sollen vorübergehend in andere Landesteile gehen.

Nach Angaben der Agentur AP flauten die innerpalästinensischen Kämpfe am Donnerstag vor einem Besuch von Präsident Mahmud Abbas im Gazastreifen ab. Abbas wolle in Gaza mit Ministerpräsident Ismail Hanija von der Hamas über eine Beruhigung der Lage beraten, teilte ein Vertrauter von Abbas mit. Eine Möglichkeit sei die Ausrufung des Notstands.

Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft rief alle beteiligten Seiten zum "sofortigen Gewaltverzicht, zur Wiederherstellung der Waffenruhe und zur Rückkehr zum Dialog" auf. Zugleich verurteilte die Präsidentschaft aufs Schärfste die Raketenangriffe auf israelisches Hoheitsgebiet aus dem Gazastreifen.

UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon nannte die Straßenkämpfe in Gaza "unakzeptabel" und forderte ein sofortiges Ende der Angriffe auf Institutionen der palästinensischen Selbstverwaltungsbehörde, weil dadurch das Leben von vielen Zivilisten gefährdet würde. Ban Ki-Moon nannte die palästinensischen Raketenangriffe auf Israel ,,ebenso unakzeptabel''.

© SZ vom 18.5.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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