Nahost:Rache für Tötung Rantisis angedroht

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Wenn Trauer zum Protest wird: Zehntausende Palästinenser haben den von Israel gezielt getöteten Hamas-Führer Abdel Asis Rantisi zu Grabe getragen. Militante Palästinenserorganisationen kündigten bereits Racheakte für die Tat an. Israels Vorgehen wurde international heftig kritisiert.

Der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon gratulierte der Armee zur Liquidierung Rantisis. International wurde die Tötung überwiegend kritisiert. Rantisi und zwei seiner Leibwächter wurden am Samstag in einem Auto in Gaza-Stadt mit einer israelischen Rakete tödlich verletzt, wie Palästinenser und Israelis berichteten. Rantisis war erst vor etwa drei Wochen an die Stelle des von Israel getöteten Hamas-Gründers Scheich Ahmed Jassin getreten. Nach internen Regeln der Hamas-Organisation sollte sein Stellvertreter, Mahmud El Sahar, die Führungsposition übernehmen. Die Hamas-Organisation erklärte aber, sie werde wegen der israelischen Angriffe nicht mehr bekannt machen, wer an der Spitze stehe.

Israel habe das Recht, seine Bürger gegen Terroranschläge zu schützen. Schritte dieser Art seien aber ungesetzmäßig und führten nicht dazu, die Spannung zu vermindern, erklärte der Beauftragte für die gemeinsame Sicherheits- und Außenpolitik der Union, Javier Solana, in Brüssel.

Die US-Regierung äußerte sich besorgt, sprach Israel aber ein "Recht auf Selbstverteidigung" zu. "Die Vereinigten Staaten fordern Israel eindringlich auf, die Konsequenzen seiner Aktionen sorgfältig zu bedenken", hieß es in der Erklärung des Weißen Hauses. Die US-Regierung appellierte an alle Konfliktparteien in der Region, jetzt größte Zurückhaltung zu üben. Die Europäische Union verurteilte die gezielte Tötung Rantisis.

Bundesaußenminister Joschka Fischer sagte: "Israel hat das Recht sich zu verteidigen, muss jedoch die Folgen bedenken." UN-Generalsekretär Kofi Annan sagte, das Attentat sei eine Verletzung des internationalen Rechts. China hat die Tötung "scharf verurteilt".

Der israelische Luftangriff erfolgte am Abend wenige Stunden nach einem Selbstmordanschlag auf den Eres-Kontrollpunkt zum Gazastreifen, bei dem ein israelischer Soldat getötet worden war und zu dem sich auch der militärische Flügel der Hamas bekannt hatte. Rantisi wurde nur einen Straßenzug von seinem Wohnaus entfernt angegriffen. Nach israelischen Berichten war das Stadtviertel aus der Luft mit Drohnen aufgeklärt worden, um mit einer einzigen Rakete tödlich zu treffen.

Rantisi starb noch auf dem Operationstisch den Schiffa-Krankenhauses. "Hundert Selbstmordattentäter wären nicht genug, um die Tötung von Scheich Jassin und Rantisi zu rächen", erklärte der militärische Hamas-Flügel in einem Flugblatt.

Kureia macht USA mitverantwortlich

Der palästinensische Ministerpräsident Ahmed Kureia warf den USA eine Mitverantwortung für die Tötung des Hamas-Chefs vor. Die Liquidierung Rantisis sei "ein Ergebnis der US-Ermunterung" während des Besuchs von Ministerpräsident Ariel Scharon in Washington, sagte Kureia. US-Präsident George Bush hatte Scharons Politik weitgehend unterstützt.

In der arabischen Welt wurde die Tötung Rantisis scharf verurteilt. Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amre Mussa, sagte, die "unverantwortliche Politik" Israels führe dazu, dass sich die Gewaltspirale immer weiter drehe. Er bezichtigte Israel des "Staatsterrorismus". Die ägyptische Regierung warf Israel vor, "jede Chance für den Frieden zu töten". Das Ziel der israelischen Regierung sei es offensichtlich, die Region an den Rand des Abgrunds zu manövrieren, sagte Außenminister Ahmed Maher in Kairo.

Rantisis war vor etwa drei Wochen an die Stelle des am 22. März von Israel getöteten Hamas-Gründers Scheich Ahmed Jassin getreten. Nach internen Regeln der Hamas-Organisation sollte nun Rantisis Stellvertreter, Mahmud El Sahar, die Führungsposition im Gazastreifen übernehmen. Die Hamas-Organisation erklärte aber, sie werde wegen der israelischen Angriffe nicht mehr bekannt machen, wer an der Spitze stehe.

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