Nahost-Konflikt:Schulmädchen gegen Kampfflugzeuge

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Erneut haben palästinensische Zivilisten einen Luftangriff auf das Haus eines Hamas-Aktivisten verhindert. Doch der zivile Widerstand nutzte wenig: Israel griff an anderer Stelle an - und tötete militante Palästinenser.

Bewohner des Gazastreifens haben ihre Taktik fortgesetzt, mit menschlichen Schutzschilden israelische Angriffe auf militante Führer zu verhindern. Am Montag strömten zahlreiche Palästinenser, darunter auch Anhänger der Fatah, zum Haus des Hamas-Aktivisten Wael Rajab in Beit Lahija.

Zuvor hatten israelische Streitkräfte Rajab telefonisch zum Verlassen seines Hauses aufgefordert. Eine solche Warnung geht in der Regel Luftangriffen voraus, um zivile Opfer zu vermeiden. Bereits am Wochenende schützten hunderte Palästinenser mit einem ähnlichen Einsatz Häuser von zwei militanten Führern.

Rakete trifft Auto

Jedoch gelang es den Palästinenser nicht mit dieser Form des zivilen Widerstands Isreal von Luftangriffen abzuhalten. Denn während sich Zivilisten auf dem Dach von Rajabs Haus versammelten, tötete die israelische Luftwaffe am Montagabend in Gaza Stadt mit einem gezielten Raketenangriff zwei Mitglieder der radikalislamischen Hamas-Bewegung. Nach Angaben der Hamas traf eine Rakete das Auto der beiden Männer im östlichen Stadtteil Schadschaijeh nahe der Grenze zu Israel.

Vier weitere Menschen, darunter ein einjähriges Mädchen, wurden nach Krankenhausangaben schwer verletzt. Die Hamas drohte Israel in einer Erklärung mit Vergeltung. Der Angriff habe einem mit Terror-Aktivisten besetzten Auto gegolten, teilten die israelischen Streitkräfte mit.

Bei den Opfern handelt es sich der Hamas zufolge um einen Kommandeur der Organisation und dessen Leibwächter. Das Auto war vor dem Haus eines bekannten Hamas-Aktivisten geparkt.

Unterdessn traf die UN-Hochkommissarin für Flüchtlinge, Louise Arbour, zu einer fünftägigen Reise in der Region ein. Auf ihrem Programm stehen Unterredungen mit der palästinensischen und der israelischen Führung und Gespräche mit Betroffenen des Konflikts auf beiden Seiten.

UN-Kommissarin ruft zum Schutz der Zivilisten auf

Bei einem Besuch in Beit Hanun im nördlichen Gazastreifen, wo kürzlich bei einem israelischen Angriff 19 Menschen ums Leben kamen, versicherte sie den Bewohnern, dass die Welt sie nicht vergessen habe. "Die Verletzungen der Menschenrechte in den Palästinensergebieten sind intolerabel", erklärte Arbour laut BBC. Zugleich rief sie die Führer beider Seiten auf, den Kreislauf der Gewalt zu stoppen und mehr zu tun, um Zivilpersonen zu schützen.

Vegeblich: Stattdessen dreht sich die Gewaltspirale weiter. Am Dienstag morgen ist die israelische Armee weit in den Gazastreifen vorgedrungen und dort auf Widerstand bewaffneter Palästinenser gestoßen. Anwohner und Augenzeugen berichteten, etwa 30 Panzer seien in das Herz von Gaza vorgerückt und hätten im besonders von Extremisten bewohnten Stadtteil Seitun Kämpfe ausgelöst.

Berichte über Tote oder Verletzte lagen zunächst nicht vor. Eine kleinere Einheit der israelischen Armee drang zudem nach Beit Lahija im nördlichen Gazastreifen vor. Eine Militärsprecherin bestätigte, dass Bodentruppen im Gazastreifen im Einsatz seien.

Seit dem Beginn einer israelischen Militäroffensive im Gazastreifen im Juni sind mehr als 320 Palästinenser getötet worden, etwa die Hälfte von ihnen Zivilisten. Auslöser der Offensive war die Entführung eines israelischen Soldaten durch palästinensische Extremisten. Mit den Militäreinsätzen will Israel aber auch den Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen auf sein Territorium stoppen.

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