Nahost:Israels Luftwaffe bombardiert Tunnel

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Nach einem Selbstmordanschlag hat Israel einen Tunnel im Norden des Gazastreifens angegriffen. Unterdessen ist ein von Hamas und Fatah vereinbarter Waffenstillstand wieder brüchig.

Israelische Medien berichteten unter Berufungen auf Armee-Angaben, dass militante Palästinenser durch den Tunnel am Grenzübergang Karni Attentäter aus dem Gazastreifen nach Israel einschleusen wollten.

Bei dem Angriff handele es sich nicht um eine Reaktion auf den palästinensischen Selbstmordattentäter in Eilat am Roten Meer. Das Militär habe vielmehr eine "tickende Bombe" stoppen und einen geplanten weiteren Anschlag verhindern wollen, berichtete der israelische Rundfunk.

Am Montag hatte ein 21-jähriger Palästinenser in dem Ferienort Eilat drei Menschen mit in den Tod gerissen. Es war der erste Anschlag auf israelischem Gebiet seit neun Monaten.

Israel wolle mit Zurückhaltung auf das Attentat reagieren, meldete der israelische Rundfunk weiter. Das habe die Führung in Jerusalem entgegen Empfehlungen der Armee entschieden. Die Waffenruhe im Gazastreifen, die die verfeindeten Palästinensergruppen Hamas und Fatah am Montagabend beschlossen, solle nicht mit Militärschlägen gefährdet werden.

Allerdings bleibt die Lage im Gazastreifen angespannt. Auch nach der vereinbarten Feuerpause waren in der Nacht zum Dienstag in Gaza-Stadt Gewehrfeuer und Explosionen zu hören.

Abbas bei Treffen nicht dabei

Der Waffenstillstand war nach Angaben des palästinensischen Außenministers Mahmud al-Sahar unter ägyptischer Vermittlung zu Stande gekommen. Die regierende radikalislamische Hamas und die Fatah von Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas hatten sich bereits mehrmals auf Feuerpausen verständigt, die sich bisher aber immer als kurzlebig erwiesen.

An dem rund zweistündigen Treffen in Gaza hatten am späten Montagabend nach Angaben Al-Sahars neben Ministerpräsident Ismail Hanija von der Hamas und hohen Vertretern der Fatah auch verschiedene andere Palästinensergruppen sowie eine ägyptische Delegation teilgenommen. Palästinenserpräsident Abbas wurde durch seinen Repräsentanten Rauhi Fattuh vertreten.

Die Vereinbarung sehe unter anderem den Rückzug aller Kämpfer von den Straßen im Gazastreifen, den Abbau der Kontrollstellen sowie die Freilassung aller Geiseln vor. Außerdem sollen die Gespräche zur Bildung einer Regierung der nationalen Einheit fortgeführt werden.

Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums starben bei Kämpfen zwischen Anhängern der Hamas und der Fatah allein seit vergangenen Donnerstag 33 Palästinenser, darunter fünf Kinder. Mehr als 120 wurden verletzt.

Unterdessen gerät die Palästinenserführung wegen des Selbstmordanschlags in Eilat international unter Druck. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte die Tat "auf das Schärfste".

Er forderte die palästinensischen Sicherheitsbehörden auf, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Die US-Regierung kritisierte die Hamas-Regierung scharf. "Die Last der Verantwortung zur Verhinderung von solchen Terror-Anschlägen liegt bei der palästinensischen Regierung", hieß es in einer Erklärung des Weißen Hauses.

Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft verurteilte den Anschlag als Versuch, die Hoffnungen auf Fortschritte im israelisch-palästinensischen Verhältnis zunichte zu machen.

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