Nahost:Israel verstärkt Druck auf Arafat

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Nach den israelischen Angriffen auf palästinensische Einrichtungen im Gaza-Streifen und im Westjordanland erwägt der israelische Außenminister Peres den Austritt der Arbeitspartei aus der Regierung.

Bei Angriffen mit F-16-Kampfjets auf Gebäude der palästinensischen Sicherheitsbehörden in Gaza-Stadt sind 120 Menschen verletzt worden, darunter 60 Schüler. Das Büro der Sicherheitsbehörden liegt mitten in einem Wohngebiet.

Panik auf den Straßen Gazas: Die Israelis greifen palästinensische Sicherheitsbüros an, die in einem Wohngebiet liegen. (Foto: Foto: AFP)

Auch aus anderen Teilen Gazas waren Explosionen zu vernehmen. Ziele waren ein Gebäude der Eliteeinheit Force 17 und Sicherheitsanlagen in Chan Junis. Kurz vor dem Angriff in Gaza beschossen Kampfhubschrauber in Ramallah den Gebäudekomplex des Amtssitzes von Präsident Jassir Arafat.

Dieser hielt sich zu dem Zeitpunkt in seinem Büro auf, verletzt wurde niemand. Drei Geschosse hätten eine Wand und das Dach eines Sicherheitspostens innerhalb des Komplexes beschädigt, hieß es aus Sicherheitskreisen.

Israel: Angriff galt nicht Leben Arafats

Israel erklärte, der Angriff habe nicht dem Leben Arafats gegolten. Beschossen wurden auch Gebäude der Sicherheitskräfte in Salfit im Westjordanland. Auf einer Sondersitzung in der Nacht zum Dienstag hatte das israelische Kabinett die Autonomiebehörde zur "Institution, die den Terror unterstützt", erklärt.

Zwei Arafat-nahe Gruppen wurden als Terrororganisationen eingestuft: die Eliteeinheit Force 17 und die Tansim-Miliz.

Die Erklärung war eine Reaktion auf die Serie von Terroranschlägen, bei denen am Wochenende 26 Israelis getötet und fast 200 verletzt wurden.

Aus Protest verließen die Minister der Arbeitspartei, der auch Außenminister Schimon Peres angehört, vorzeitig die Kabinettssitzung. Verkehrsminister Efraim Sneh sagte, die Arbeitspartei verlasse möglicherweise die Koalition. Die Arbeitspartei befürwortet eine Wiederaufnahme der Beziehungen zu Arafat.

Flughafen Gazas zerstört

Schützenpanzer und Bulldozer der israelischen Armee rückten nach palästinensischen Angaben am Dienstagmorgen auf den Flughafen von Gaza vor und rissen die Landebahn auf. Eine Zufahrtsstraße wurde gesperrt.

Der Flughafen von Gaza war seit seiner Eröffnung 1998 die wichtigste Verbindung der Palästinenser zur Außenwelt. Zwar war er seit Beginn der so genannten zweiten Intifada vor 14 Monaten zumeist geschlossen, doch Arafat konnte von Gaza aus nach wie vor ins Ausland fliegen. In der Nacht rückten israelische Panzer in Nablus und Ramallah im Westjordanland ein.

Am Stadtrand von Nablus wurde ein Palästinenser im Gefecht mit israelischen Soldaten getötet, ein weitere wurde verletzt. Beide Männer gehörten offiziellen Angaben zufolge Arafats Fatah-Bewegung an.

"Krieg gegen Terrorismus"

Scharon hatte am Montagabend in einer Fernsehansprache den "Krieg gegen den Terrorismus" ausgerufen und Arafat die direkte Schuld an der jüngsten Anschlagsserie gegeben. Scharon kündigte an, Israel werde mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zurückschlagen.

Noch während der Angriffe am Dienstag traf sich Scharon mit der Militärführung, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Peres forderte Arafat auf, Verantwortung für "das Schicksal der Palästinenser" zu übernehmen.

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