Nahost:Israel schließt wichtigen Gaza-Übergang

Nach zahlreichen Angriffen mit Brandballons beschließt die Regierung von Premierminister Benjamin Netanjahu, den einzigen Grenzpunkt für Warenlieferungen zu schließen.

Nach anhaltenden Angriffen mit Brand-Ballons aus dem Gazastreifen hat Israel den einzigen Grenzübergang für Warenlieferungen in das Küstengebiet geschlossen. Die Schließung des Übergangs Kerem Schalom gelte seit Dienstagmorgen, sagte ein Sprecher der zuständigen israelischen Behörde Cogat. Lediglich die Einfuhr von wichtigen humanitären Gütern und Treibstoff bleibt einer Mitteilung zufolge erlaubt. Das Starten der Ballons werde zuallererst die Bewohner des Gazastreifens und das wirtschaftliche Wachstum des Gebiets treffen. Cogat machte die islamistische Hamas für alles, was im Gazastreifen geschieht, verantwortlich. Wie lange die Schließung dauern soll, blieb unklar.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte, der "Ballon-Terror" werde einen hohen Preis haben. Verteidigungsminister Benny Gantz sagte, sollten die Angriffe andauern, "dann müssen wir darauf reagieren, und zwar entschlossen". Ein Sprecher der im Gazastreifen regierenden Hamas kritisierte die Schließung des Übergangs. Sie gehe einher mit Druck auf Gaza und dem "Straffen der Belagerung". Niemand könne die Entschlossenheit des palästinensischen Volkes brechen, die "Belagerung" zu beenden.

Seit Beginn der Corona-Krise hatten militante Palästinenser weitgehend davon abgesehen, Ballons aus dem Gazastreifen in Richtung Israel fliegen zu lassen, an denen Brandflaschen oder Sprengsätze befestigt waren. Zuletzt nahm dies aber wieder deutlich zu. Zu Wochenbeginn wurden Dutzende Ballons gestartet. Militante Palästinenser wollen so Schäden in Israel verursachen. Die Hamas wird von Israel, den USA und der Europäischen Union als Terrororganisation eingestuft. Sie hat sich die Zerstörung Israels auf die Fahnen geschrieben. Israel hatte 2007 eine Blockade des Gazastreifens verschärft, die inzwischen von Ägypten mitgetragen wird. Beide Länder begründen die Maßnahme mit Sicherheitserwägungen.

© SZ vom 12.08.2020 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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