Nachspiel zum Irak-Krieg:Neue Zitterpartie für Blair

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Lord Robin Butler legt heute den Bericht einer Untersuchungskommission über die britische Informationspolitik zum Irak-Krieg vor. Darin wird beurteilt, ob Tony Blairs Geheimdienstmaterial falsch eingeschätzt hat.

Die vom britischen Premierminister Blair eingesetzte Untersuchungskommission stellt heute ihren Bericht über die Geheimdienstinformationen im Vorfeld des Irak-Kriegs vor. Die Untersuchung soll klären, wie die britische Regierung zu ihrer Einschätzung, Irak besitze Massenvernichtungswaffen, gelangt ist.

Tony Blair hatte die Teilnahme seines Landes am Krieg vor allem mit der Existenz von ABC-Waffen begründet. Bis heute wurden im Irak keine WAffen dieser Art im Irak gefunden. Der britische Premier hatte erst vor wenigen Tagen eingeräumt, dass sie "vielleicht niemals" gefunden werden.

Britische Zeitungen melden vorab, dass Blair in dem Butler-Bericht voraussichtlich Kritik ernten werde. Er soll die Informationen seines Geheimdienstes, wonach Saddam Husseins angeblich in der Lage sei, Massenvernichtungswaffen innerhalb von 45 Minuten angriffsbereit in Stellung zu bringen, eine zu hohe Bedeutung beigemessen haben. Anderen Berichten zufolge hat der Auslandsgeheimdienst MI6 seine eigenen Irak-Informationen inzwischen als "unzuverlässig" eingestuft.

Fernsehbericht: Blair von Kommission entlastet

Dagegen hat der britische Fernsehsender Channel Four gemeldet, dass der britische Premierminister in dem Untersuchungsbericht entlastet würde. Unter Berufung auf einen ranghohen Regierungsbeamten berichtet der Sender, die Komission werfe Blair nicht vor, Geheimdienstmaterial falsch gehandhabt zu haben, um öffentliche Unterstützung für den Waffengang zu erhalten. Gleichwohl werde in dem Bericht Kritik an Blairs informellem Stil der Entscheidungsfindung in Vorbereitung des Krieges geübt.

Die von Blair selbst im Februar angeordnete Untersuchung soll klären, wie die britische Regierung zu ihrer Einschätzung, Irak besitze Massenvernichtungswaffen, gelangt ist. Bis heute wurden keine solche Waffen in Irak gefunden.

Der Kommissionsvorsitzende Lord Robin Butler will die Untersuchung um 13.30 Uhr MESZ in einer Pressekonferenz vorstellen. Der Premierminister selbst, der den Bericht bereits am Dienstag erhalten hat, wird eine Stunde später vor dem Parlament dazu Stellung nehmen.

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