Nach zweieinhalb Jahren:Japan zieht Soldaten aus dem Irak ab

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Nach Italien holt auch Japan seine Soldaten nach Hause zurück. Die 600 Männer hatten vor allem Aufbauhilfe geleistet. Ministerpräsident Koizumi erklärte, die Aufgabe sei erfüllt worden und man werde den Irak weiter unterstützen.

Die Entscheidung sei in Absprache mit den Verbündeten getroffen worden, sagte er in Tokio nach Gesprächen mit Vertretern der Regierungsparteien und der Opposition.

Japan hat seit Anfang 2004 etwa 600 Soldaten in der südirakischen Provinz Muthana stationiert. Die Mission beschränkte sich ausschließlich auf humanitäre Aufbauhilfe. Die Soldaten dort hätten ihre Aufgabe erfüllt, sagte Koizumi.

Einen Zeitplan für den Abzug nannte der Ministerpräsident nicht. Verteidigungsminister Fukushiro Nukaga gab jedoch sofort den Rückzugsbefehl, wie die Nachrichtenagentur Kyodo meldete.

Iraker übernehmen Verantwortung in Muthana

Koizumi gab die Entscheidung zum Truppenabzug bekannt, nachdem am Vortag das Büro des britischen Premierministers Tony Blair bestätigt hatte, das die ebenfalls in Muthana stationierten britischen und australischen Truppen die Verantwortung für die Sicherheit der Provinz an die Iraker abgeben werden.

Der irakische Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki bestätigte dieses Vorhaben.

Das 600 Mann starke japanische Kontingent besteht hauptsächlich aus Ingenieuren und medizinischem Personal. Eine Woche zuvor hatte Italien den Abzug seiner Truppen bekannt gegeben. Bis zum Herbst sollen die einst 3200 Soldaten alle in die Heimat zurückgekehrt sein.

Der Truppeneinsatz im Irak gilt als die gefährlichste und ehrgeizigste Militärmission Japans seit dem Zweiten Weltkrieg. Bisher ist kein japanischer Soldat im Irak gefallen.

Die Entführung dreier Zivilisten im Jahr 2004 löste jedoch eine politische Krise für Koizumi aus. Insgesamt sechs japanische Staatsangehörige, darunter zwei Diplomaten, wurden von irakischen Aufständischen getötet.

Senator warnt vor Überschwänglichkeit

Der republikanischer US-Senator John McCain hat die US-Regierung vor übertriebener Zuversicht über die Entwicklung im Irak gewarnt. Optimismus sei nach dem Tod des Extremisten-Anführers Abu Mussab al-Sarkawi verständlich, sagte er.

"Aber ich hoffe, dass es nicht in irrationale Überschwänglichkeit umschlägt, denn das wird noch sehr lang gehen und sehr hart werden", sagte McCain in einem Interview der Financial Times.

US-Vertreter hatten den Tod von Sarkawi am Anfang Juni als wichtigen Schlag gegen die Aufständischen gewertet. Die von Sarkawi geführte Al-Qaida im Irak hat jedoch bereits einen Nachfolger für den Extremistenchef benannt und im Irak kommt es auch weiterhin nahezu täglich zu Gewalt und Anschlägen.

McCain, der als möglicher Präsidentschaftskandidat gehandelt wird, beurteilte die Situation in dem Golf-Staat immer noch als sehr delikat. Er fürchte, dass Bush vor den Kongress-Wahlen im November unter Druck geraten könnte, die US-Truppen aus dem Irak abzuziehen. Seiner Einschätzung hingegen hätten die USA zu wenige Truppen im Irak.

© AP/Reuters/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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