Nach Würzburg:Auf die es ankommt

Der Innenminister hat die Helfer beschworen, jetzt nicht aufzugeben. Ohne sie scheitert die Integration.

Von Stefan Braun

Nach dem Anschlag von Würzburg gibt es viele Fragen nach den Motiven des Täters, den Verbindungen zu Terroristen und den Konsequenzen im Kampf um mehr Sicherheit in Deutschland. Eine Frage aber sticht heraus, obwohl sie in der Bundesregierung niemand stellen möchte: Ist die Flüchtlingspolitik falsch gewesen? Muss Berlin seinen Kurs ein für alle Mal aufgeben?

Die Bundesregierung sagt natürlich Nein; sie will sich nicht beirren lassen. Ihre Kritiker rufen Ja; sie wollen natürlich recht behalten. Also könnte man denken, dass der Anschlag nichts wirklich ändert. Das aber wäre falsch. So wie es falsch ist zu denken, am Ende würden allein die Politiker entscheiden, wie diese Geschichte für Deutschland ausgeht. Wie keine andere Herausforderung der letzten Jahrzehnte ist die Flüchtlingsaufnahme der vergangenen 18 Monate eine Leistung der Zivilgesellschaft und der freiwilligen Helfer. Ohne Hunderttausende Ehrenamtliche hätten Angela Merkel, die Bundesregierung und die Verwaltungen in den Ländern binnen Tagen aufgeben müssen.

Aus diesem Grund hat der Anschlag von Würzburg große Bedeutung: Er kann im Herzen der Helfer Angst schüren. Das würde der Aufnahme der Flüchtlinge die wichtigste Grundlage nehmen. Dass der Bundesinnenminister mit pathetischen Worten um sie geworben hat, zeigt, wie groß die Angst davor ist, dass sich die zentralen Stützen der Hilfe zurückziehen.

© SZ vom 21.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: