Nach Vorwürfen gegen Bush:Retourkutsche gegen den Abtrünnigen

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Das US-Finanzministerium will gegen seinen früheren Chef Paul O'Neill ermitteln. Er soll Geheiminformationen weitergegeben haben. Zuvor hatte O'Neill Bush beschuldigt, den Irakkrieg schon bei Amtsantritt und nicht erst nach dem 11. September 2001 geplant zu haben.

Wie ein Ministeriumssprecher am Montag vor Journalisten in Washington sagte, soll die interne Ermittlungsabteilung des Ministeriums nun klären, ob O'Neill Geheimdokumente weitergegeben und damit gegen Vorschriften verstoßen habe.

Am Sonntag hatte O'Neill in einem Interview mit dem US-Fernsehsender CBS ein als "geheim" klassifiziertes Dokument gezeigt. Der ehemalige Bush-Vertraute sagte, die Planungen für den Einmarsch im Irak hätten schon in den ersten Monaten der Amtszeit Bushs begonnen. Dabei sei nie nach dem Grund gefragt worden, es sei stets nur um das Wie gegangen.

Am Montag erweiterte der 68-Jährige seine Kritik an der Irak-Politik Washingtons, indem er die US-Beweise für irakische Massenvernichtungswaffen in Zweifel zog. Er habe in den Geheimdienstberichten nichts gesehen, "was ich als echten Beweis werten würde", sagte er dem US-Wochenmagazin Time. O'Neill war Ende 2002 von seinem Posten zurückgetreten - offiziell wegen Meinungsverschiedenheiten. Medienberichten zufolge gab er jedoch dem Druck des Präsidenten nach.

Bush sieht in Enthüllungen keine Beweise

Bush sagte am Montag in einem ersten Kommentar, er habe die Dienste von O'Neill für "unser Land" geschätzt. Die US-Politik habe schon vor seinem Amtsantritt einen Regimewechsel im Irak angestrebt.

Die Enthüllungen von O'Neill bewiesen nicht, dass es eine frühe Entscheidung in der Bush-Regierung gegeben habe. Bereits sein Amtsvorgänger Präsident Bill Clinton habe 1998 nach der Ausweisung der UN-Waffeninspekteure eine solche Politik vertreten.

Nach Angaben von Buchautor Ron Suskind zirkulierten in der Regierung schon in den ersten drei Monaten 2001 Pläne für eine Invasion des Irak, für eine Nachkriegsära und Vorstellungen über die Zukunft des irakischen Öls. Er habe entsprechende Unterlagen von O'Neill und anderen Insidern aus dem Weißen Haus erhalten, sagte Suskind dem Fernsehsender CBS.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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