Nach Skiunfall:Althaus macht wieder Politik

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Ende der Schonfrist: Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus hat seinen ersten politischen Besuch empfangen - mit der Finanzministerin besprach er die Wahlliste.

Christiane Kohl, Erfurt

Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) hat erstmals seit seinem Skiunfall wieder politischen Besuch empfangen. Die derzeit geschäftsführende Regierungschefin und Finanzministerin Birgit Diezel und Europaminister Klaus Zeh reisten am Sonntag zu dem CDU-Politiker in die Rehabilitationsklinik in Allensbach am Bodensee, wo er sich von dem schweren Schädel-Hirn-Trauma erholt, das er bei dem Skiunfall am Neujahrstag erlitten hatte.

Thüringens amtierende Regierungschefin, Finanzministerin Birgit Diezel, hat sich am Sonntag in Allensbach am Bodensee mit Ministerpräsident Dieter Althaus getroffen. Das Foto zeigt beide vor dem schweren Skiunfall von Althaus. (Foto: Foto: dpa)

Wie es heißt, hatte Althaus selbst um die Visite gebeten, weil er mit seiner Stellvertreterin die Lage in Thüringen erörtern sowie auch die Kandidatenliste für die Landtagswahl am 30. August mit vorbereiten wollte. "Er schaltet sich schon wieder aktiv ein in die Politik", bestätigte Fried Dahmen, Regierungssprecher in der Erfurter Staatskanzlei, das Treffen auf Anfrage der Süddeutschen Zeitung. Ministerin Dietzel nannte die Begegnung einen "bewegenden Moment".

Nach dem Blitzurteil wegen fahrlässiger Tötung, dass am Dienstagabend gegen Althaus ergangen war, hat der Politiker offenbar von sich aus begonnen, seine politischen Kontakte in Thüringen wieder aufzunehmen. So telefonierte Althaus in den vergangenen Tagen mit zahlreichen Parteifreunden: "Er meldet sich am Telefon zurück wie jemand, der lange nicht da war", berichtet ein Landespolitiker.

Auch mache Althaus am Telefon einen recht entspannten Eindruck: "Seine Stimme klingt noch leicht belegt", sagt einer der Gesprächspartner, "ansonsten spricht er jedoch ganz normal". Der Unfall auf der Skipiste in Österreich sei in dem Gespräch kein Thema gewesen.

"Es gibt keinen Zeitdruck"

Bereits am Donnerstagabend hatte sich der Christdemokrat mit einer schriftlichen Erklärung in die Politik zurückgemeldet: Mit den Worten "ich trete an", erhob er offiziell seinen Anspruch auf Platz Eins der Kandidatenliste für die Landtagswahl. "In der Partei ist die Erklärung mit riesengroßer Freude aufgenommen worden", berichtet der CDU-Fraktionschef im Erfurter Landtag, Mike Mohring. Vertreter der Oppositionsparteien in Thüringen begrüßten es ebenfalls, dass sich der Ministerpräsident "auf die politische Bühne zurückmeldet", wie SPD-Spitzenkandidat Christoph Matschie es formulierte.

Der SPD-Landesvorsitzende erwartet nun, dass Althaus bald die Regierungsgeschäfte wieder aufnehmen werde; in Zeitungsberichten war bereits die Rede davon, dass der Politiker schon Ende März nach Thüringen zurückkehren werde. Dies wollten weder CDU-Fraktionsvorsitzende Mohring noch Regierungssprecher Dahmen bestätigen: "Es gibt keinen Zeitdruck".

Meldungen, wonach der Ministerpräsident als Redner bei einer Ende April stattfindenden Zukunftskonferenz vorgesehen sei, dürfe man nicht überbewerten: "Natürlich wird sein Name auf jede Einladung gedruckt", sagt Mohring. Daraus könne man aber kein konkretes Rückkehrdatum schließen.

Unterdessen laufen in der Thüringer CDU die Vorbereitungen für die Aufstellung der Kandidatenlisten. Nach dem Treffen in Allensbach, das als Arbeitsessen beschrieben wird, kommt an diesem Montag die CDU-Landesspitze in Erfurt zusammen. Für Dienstag ist der CDU-Landesvorstand einberufen, am Samstag findet die Landesvertreterkonferenz statt, bei der sich Althaus mit einer schriftlichen Erklärung zu Wort melden will.

Ende der Woche soll es auch zu Verhandlungen über den Schadenersatz für die Familie der Frau kommen, die bei dem Unfall ihr Leben verloren hatte. Es wird erwartet, dass der Vertreter der Hinterbliebenen erstmals eine konkrete Zahlungsforderung nennt.

© SZ vom 09.03.2009/af - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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