Nach Selbstmordanschlag:Israel nimmt gezielte Tötungen wieder auf

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Nach dem Selbstmordattentat in Hadera, bei dem fünf Menschen starben, will Israel wieder gezielt radikale Palästinenser töten. Soldaten feuerten aus Flugzeugen Raketen auf Ziele im Gazastreifen ab und zerstörten eine neue Brücke.

Nach dem Selbstmordanschlag in Hadera hat Israel ein verstärktes Vorgehen gegen radikale Palästinenser beschlossen. Verteidigungsminister Schaul Mofas gab grünes Licht für die Wiederaufnahme der Strategie der gezielten Tötungen, wie der israelische Militärrundfunk am Mittwoch berichtete.

Bei dem Anschlag in der nordisraelischen Stadt wurden nach Polizeiangaben fünf Menschen getötet und 26 Menschen weitere verletzt.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und die Autonomiebehörde verurteilten den Anschlag. Die USA sprachen von einem "abscheulichen Angriff auf Zivilisten".

Es müsse "alles getan werden", um Israelis zu schützen, sagte Mofas. Die gezielten Tötungen von radikalen Palästinensern, die Israel Anfang Oktober ausgesetzt hatte, sollen sich vor allem gegen Aktivisten des Islamischen Dschihad richten.

Ziele im Gazastreifen angegriffen

Die radikale Palästinenserorganisation hatte sich zu dem Anschlag bekannt. Den Angaben zufolge soll die Armee durch die Schließung von Übergängen Richtung Israel das Westjordanland und den Gazastreifen abriegeln. Vorgesehen sind vermehrt Flüge über den Gazastreifen.

Am frühen Donnerstagmorgen griff Israel zwei Mal Ziele im Gazastreifen an. Nach Angaben des palästinensischen Innenministeriums feuerten unbemannte Flugzeuge mindestens eine Rakete auf ein freies Feld bei Bet Chanun im Norden des Gazastreifens ab. Es sei niemand verletzt worden.

Die Rakete eines Kampfjets vom Typ F-16 zerstörte bei einem zweiten Luftangriff eine neue Brücke, hieß es später weiter. Nach israelischen Militärangaben wird das Gelände von palästinensischen Extremisten zum Abschuss selbstgebauter Raketen benutzt.

Kurz zuvor waren israelische F-16 über den Gazastreifen hinweggeflogen. Die Maschinen hätten mehrfach die Schallmauer durchbrochen. Es seien Fensterscheiben zu Bruch gegangen, berichteten Anwohner. Der Lärm der Kampfgflugzeuge habe die Menschen in Angst und Schrecken versetzt. Anwohner hatten zudem von Explosionen berichtet.

Abbas verurteilt Anschlag

Der Marktplatz in Hadera war gut besucht, als der Attentäter sich dort am Nachmittag in die Luft sprengte. Der Islamische Dschihad bekannte sich in einem Anruf bei der Nachrichtenagentur AFP zu der Tat. Die El-Kuds-Brigaden - der bewaffnete Arm des Islamischen Dschihad - hatten Rache geschworen, nachdem ihr 32-jähriger Anführer Luai Saadi am Sonntagabend bei einem israelischen Militäreinsatz im Westjordanland erschossen wurde.

Palästinenserpräsident Abbas sagte, die Anschläge schadeten den palästinensischen Interessen und verstärkten die Gewalt in der Region. "Es ist verboten, das Gesetz in die eigenen Hände zu nehmen", kritisierte er die militanten Organisationen.

Der palästinensische Chefunterhändler Sajeb Erakat sagte, die militanten Gruppen sollten sich an die im Februar in Kairo ausgehandelte Waffenruhe halten. "Diese Art von Einsatz ist nicht im Interesse der Palästinenser", erklärte er in Ramallah. "Gewalt führt nur zu mehr Gewalt."

"Keine Spirale von Terror und Gewalt"

Der israelische Sicherheitsminister Gideon Esra warf der Autonomiebehörde vor, die militanten Gruppen nicht daran zu hindern, nach Israel einzudringen. Die Behörde müsse gegen die "Terroristen" vorgehen, weil derartige Attentate ihr schadeten und die Möglichkeit von Friedensverhandlungen einschränkten.

Die Vereinigten Staaten verurteilten den Selbstmordanschlag "auf das Schärfste". Die Palästinenserführung müsse "mehr tun, um der Gewalt ein Ende zu setzen und zu verhindern, dass Terroranschläge verübt werden", sagte Präsidentensprecher Scott McClellan in Washington.

Der EU-Außenbeauftragte Javier Solana rief die palästinensische Autonomiebehörde auf, "alles ihr Mögliche zu tun, um die Verantwortlichen zu fassen und vor Gericht zu bringen". Gewalt schwäche "die Hoffnung und positiven Erwartungen" nach dem israelischen Rückzug aus dem Gazastreifen.

Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) erklärte, die Aussicht auf eine Wiederbelebung des Nahost-Friedensprozesses dürfe nicht durch eine Spirale von Terror und Gewalt gefährdet werden. Die durch den israelischen Abzug aus dem Gazastreifen begonnene positive Entwicklung dürfe nicht ins Stocken geraten.

© sueddeutsche.de/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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