Nach Schüssen auf Ministerpräsidenten:Hamas wirft Fatah gezielten Mordanschlag vor

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Der blutige Angriff auf den Fahrzeugkonvoi des palästinensischen Ministerpräsidenten hat die Spannungen im Gazastreifen dramatisch verschärft. Die Hamas spricht offen von einem Umsturzversuch der Fatah.

Nach den Schüssen auf den Konvoi des palästinensischen Regierungschefs Ismail Hanija ist es zu Zusammenstößen zwischen radikalen Hamas-Mitgliedern und Sicherheitskräften gekommen.

Die Kämpfe begannen, als die Polizei eine Demonstration der Hamas in Ramallah im Westjordanland zu stoppen versuchte, wie ein AFP-Journalist berichtete.

Unterdessen patrouillierten hunderte maskierte Anhänger des bewaffneten Hamas-Arms auf den Straßen von Gaza. Die Männer postierten sich laut Reportern in der Innenstadt in einem Abstand von jeweils 50 Metern.

Hamas nennt Namen

Am Donnerstagabend war an einem Grenzübergang in Rafah die Wagenkolonne des palästinensischen Ministerpräsidenten Hanija beschossen worden. Ein Leibwächter wurde getötet und Hanijas Sohn verletzt.

Hanija war zuvor an einer Rückreise in den Gazastreifen gehindert worden. Er wollte mit 35 Millionen US-Dollar (etwa 26 Millionen Euro) Spendengeldern im Gepäck einreisen, nachdem eine internationale Finanzblockade gegen die Hamas-Regierung verhängt wurde, tragen Hamas-Politiker Millionenbeträge über die Grenze.

Israel hatte eine Schließung des Grenzübergangs Rafah angeordnet, aufgebrachte Hamas-Kämpfer stürmten daraufhin den Grenzübergang, der von der Präsidialgarde des Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas geschützt wird. Es gab Schießereien zwischen beiden Gruppen, in die schließlich auch ägyptische Soldaten verwickelt wurden. Als Hanija schließlich ohne das Geld passieren durfte, geriet sein Konvoi unter heftiges Gewehrfeuer.

"Es handelt sich um einen versuchten Anschlag, der von Mohammed Dahlan dirigierten Verrätern ausgeführt wurde", sagte ein Hamas-Sprecher in Gaza nach der Schießerei am Grenzübergang.

Dahlan trage "persönlich" die Verantwortung für die Tat. Dahlan ist ein früherer Sicherheitsminister und Geheimdienstchef. Er gilt als einer der heftigsten Kritiker der Hamas-Regierung.

Abbas soll die Täter überstellen

Die Hamas hat eine Auslieferung der Schützen verlangt. Hamas-Vertreter in Gaza bezeichneten den Angriff auf eine Wagenkolonne des von ihrer Bewegung gestellten Regierungschefs als Umsturzversuch. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas sei aufgefordert, die Schuldigen zu überstellen.

Die Fatah-Bewegung von Abbas rief die Palästinenser dagegen zur Einheit auf. Anhänger der Fatah und der Hamas, liefern sich seit Monaten teilweise blutige Gefechte.

Der Führer der Fatah im Gazastreifen, Mohammed Dahlan, wies derweil Vorwürfe der Hamas zurück, er stecke hinter dem Anschlag auf Hanija. "Ich weise diese Anschuldigungen zurück", sagte er. Mit den Vorwürfen wolle die Hamas-Regierung ihr Scheitern in der inneren Sicherheit, in der Politik und in der Wirtschaft durch die Hamas verdecken.

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