Nach Raketenstart:Iran sieht sich als Weltraummacht

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Präsident Ahmadinedschad hat das erste Raumfahrtzentrum Irans eröffnet - angeblich zu Forschungszwecken. Analysten zufolge könnten die Technologien aber auch dazu verwendet werden, Atomwaffen abzufeuern.

Iran hat mit der Eröffnung seines ersten Raumfahrtzentrums und dem Start einer Forschungsrakete Anspruch auf den Status einer Weltraummacht erhoben.

Gruppenfoto mit Präsident Ahmadinedschad vor der Rakete. (Foto: Foto: AP)

Das staatliche Fernsehen berichtete, die Rakete "Explorer-1" sei ins All geschossen worden. Das Fernsehen zeigte Livebilder vom Start, nachdem Präsident Mahmud Ahmadinedschad den Befehl zum Abschuss gegeben hatte. In dem Fernsehbericht wurde nicht klar, wie hoch die Rakete stieg. Der Weltraum beginnt nach allgemeiner Einschätzung in einer Höhe von 100 Kilometern über der Erde. Im Februar vergangenen Jahres stieg eine iranische Rakete zum Rand des Alls auf, erreichte aber keine Umlaufbahn.

Mit Hilfe einer Rakete soll im kommenden Jahr der erste selbstgebaute Forschungssatellit des Landes namens Omid ("Hoffnung") in den Weltraum gebracht werden. Das Fernsehen berichtete, die Arbeiten an dem Satelliten hätten zehn Jahre gedauert. Er soll den Angaben zufolge 2009 ins All gebracht werden. In Russland wurde bereits der mit iranischer Beteiligung gebaute Satellit Sina-1 gestartet, nach iranischen Presseberichten ist er für Forschung und Telekommunikation bestimmt.

"Wir sind heute Zeuge, wie der Iran seinen ersten Schritt ins All macht", sagte Ahmadinedschad in einer Rede zur Eröffnung des Zentrums. Das Raumfahrtzentrum in einem Wüstengebiet in der nördlichen Provinz Semnan verfügt über eine unterirdische Bodenkontrolle und eine Abschussrampe. "Wir brauchen eine aktive und einflussreiche Präsenz im Weltall", sagte der Präsident bei der Zeremonie.

Einige westliche Experten argwöhnen, Iran benutze das Weltraumprogramm möglicherweise, um die militärische Weiterentwicklung seiner Raketen zu verschleiern. Analysten zufolge könnte die Technologie zum Transport von Satelliten auch dazu verwendet werden, Atomwaffen abzufeuern.

Mit der Einweihung eines eigenen Raumfahrtzentrums schürt der Iran weitere Ängste bei der internationalen Gemeinschaft. Das Weiße Haus bezeichnete den Raketentest als "bedauerlich". Damit werde der Iran sich weiter von der restlichen Welt isolieren, sagte eine Regierungssprecherin.

Westliche Regierungen verdächtigen Iran, heimlich nach solchen Waffen zu streben. Vor allem verlangt die internationale Gemeinschaft einen Stopp der Uran-Anreicherung, die eine Schlüsseltechnik für den Bau von Atomwaffen ist. Iran hat wiederholt erklärt, die Kernkraft lediglich zur Stromgewinnung nutzen zu wollen.

© SZ vom 05.02.2008/AFP/dmo/bosw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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