Nach Festnahme in Paris:Erste Hinweise auf Pfahls' Fluchthelfer

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Der ehemalige Staatssekretär hat offenbar Buch über seine Unterstützer geführt. Die brisanten Unterlagen entdeckte die Polizei bei der Durchsuchung von Pfahls' Wohnung in Frankreich.

Nach der Festnahme des ehemaligen Staatssekretärs Ludwig-Holger Pfahls in Paris fahndet die deutsche Polizei nun nach dessen Helfern. Pfahls soll auf 22 Seiten notiert haben, wer ihn während seiner fünf Jahre dauernden Flucht unterstützt hat.

Diese Unterlagen wurden bei der Durchsuchung seiner Pariser Wohnung sichergestellt. Pfahls soll erklärt haben, dass er sich fast die ganze Zeit über in Paris aufgehalten habe. In Berlin setzte unterdessen die Diskussion über einen neuen Untersuchungsausschuss zur Schmiergeldaffäre der CDU ein, weil Pfahls dabei als wichtiger Zeuge gilt.

Dieter Holzer unter Verdacht

Bei den Helfern von Pfahls soll es sich vorwiegend um ehemalige Geheimdienstmitarbeiter und um Kaufleute handeln. Die deutschen Fahnder konzentrieren sich nun auf eine Reihe verdächtiger Deutscher und Franzosen, die Pfahls in den vergangenen Jahren geholfen haben könnten.

Zu ihnen gehört unter anderem der deutsche Geschäftsmann Dieter Holzer, der ein guter Freund von Pfahls war. Die Staatsanwaltschaft Augsburg, die Pfahls in Abwesenheit wegen Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung angeklagt hatte, vermutete zeitweise, dass auch Holzers Söhne Alfred und Nikolaus als Fluchthelfer agiert haben könnten. Am Mittwoch erklärte die Anklagebehörde, dass es seit der Festnahme noch keine Durchsuchungen in Deutschland gegeben habe.

Auslieferung wahrscheinlich

Pfahls, der am Dienstag von der Pariser Kriminalpolizei festgenommen wurde, befindet sich derzeit im Santé-Gefängnis. Er hat angegeben, in jüngerer Zeit drei Schlaganfälle erlitten zu haben. Die Augsburger Staatsanwaltschaft strebt nun eine rasche Auslieferung nach Deutschland an und will einen entsprechenden Antrag in den nächsten Tagen den französischen Behörden zuleiten.

In Paris wird damit gerechnet, dass dem Ersuchen entsprochen wird. Ein politisches Interesse Frankreichs, den Gesuchten zu behalten oder ihm die Ausreise in ein anderes Land zu ermöglichen, ist nicht erkennbar. In Paris hieß es am Mittwoch, eine Anklageerhebung gegen Pfahls durch die französische Justiz sei zunächst nicht geplant, obwohl Pfahls' Name auch in der Schmiergeldaffäre um den französischen Ölkonzern Elf gefallen war. Die Festnahme hat in den Pariser Medien jedenfalls kein Echo gefunden. Im siebten Pariser Bezirk, wo Pfahls sich zuletzt aufhielt, kennt ihn scheinbar niemand.

Noch ist unklar, wo sich der heute 61 Jahre alte Pfahls während seiner Flucht aufgehalten hat. Bei den ersten Vernehmungen in Paris soll er erklärt haben, er habe sich nahezu ausschließlich in der französischen Hauptstadt aufgehalten. Pfahls spricht beinahe akzentfrei französisch.

© SZ vom 15.7.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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