Nach Enthüllung von Geheimprogramm:Bush: Zeitungen verhielten sich "schändlich"

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Nach Vizepräsident Dick Cheney kritisiert nun auch der US-Präsident die Medien: Indem sie die weltweite Überwachung von Bankdaten durch die CIA aufdeckten, hätten sie "großen Schaden" angerichtet.

US-Präsident George Bush hat die Enthüllung eines Geheimdienstprogramms zur Überwachung des internationalen Zahlungsverkehrs scharf kritisiert. Die Bekanntmachung des umstrittenen Programms durch US-Zeitungen sei "schändlich".

Die Medienunternehmen hätten durch ihr Vorgehen "großen Schaden" angerichtet. "Das macht es schwieriger, diesen Krieg gegen den Terror zu gewinnen", erklärte Bush vor Journalisten im Weißen Haus.

Die US-Finanzministerium teilte mit, es habe "verbündete Regierungen" über die Fortführung des Programms in Kenntnis gesetzt. Ihnen sei nach den Veröffentlichungen mitgeteilt worden, dass bei der Überwachungsmaßnahme der Datenschutz gewahrt bleibe, sagte ein Sprecher. "Wir sind auf unsere Partner in der internationalen Gemeinschaft zugegangen, um sicherzustellen, dass sie unseren Standpunkt und die Sicherheitsvorkehrungen, die wir getroffen haben, verstehen."

US-Präsident Bush betonte, das Programm sei vom Gesetz gedeckt. Auch der Kongress sei darüber informiert worden. "Wir liegen mit einem Haufen von Leuten im Krieg, die den Vereinigten Staaten von Amerika schaden wollen", sagte Bush. "Was wir getan haben, war das Richtige."

Mehrere amerikanische Medien, darunter die New York Times, hatten in der vergangenen Woche aufgedeckt, dass die US-Regierung seit den Anschlägen vom 11. September 2001 Millionen finanzieller Transaktionen überwachen lässt.

Benutzt wurde dazu das in Belgien ansässige System SWIFT (Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication), dem rund 7.800 Kreditinstitute aus mehr als 200 Ländern angeschlossen sind.

Kontrolliert werden nach Angaben der US-Regierung in erster Linie internationale Transaktionen in die USA oder aus den USA ins Ausland.

EU-Kommission erklärt sich für nicht zuständig

Die EU-Kommission erklärte am Montag, sie sehe keine eigenen Kompetenzen zur Aufklärung des US-Programms. "Nach den uns vorliegenden Daten berühren die Vorfälle keine existierenden (EU)-Gesetze", sagte ein Sprecher. Die Frage, ob die Überwachung legal sei, sei "eine Frage für die nationalen Behörden".

Der Sprecher von Justizkommissar Franco Frattini sagte, es müsse weiter untersucht werden, wie das System funktioniert habe. Klar sei, dass zum Kampf gegen den Terrorismus auch gehöre, die Finanzierung von Terroristen zu unterbinden. "Aber fundamentale Rechte einschließlich des Datenschutzes müssen respektiert werden", sagte ein Sprecher.

Zugleich äußerte er die Vermutung, dass die belgischen Finanzaufsichtsbehörden von der Überwachung gewusst haben müssten.

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