Nach den Bombenanschlägen in London:Erst Madrid, dann London - und jetzt Rom?

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Bei den Verbündeten der USA im Irak wächst die Sorge, ins Visier der Terroristen zu kommen. Italienische Polizisten haben 142 Verdächtige festgenommen, auch der Vatikan wappnet sich gegen den Terror. Neben Rom gilt vor allem Mailand als gefährdet. Gleich mehrere al-Qaida nahe Gruppen drohen Italien.

Im Internet sind erneut Terror-Drohungen gegen Italien aufgetaucht. Eine Gruppe, die angab, sich an dem saudi-arabischen Islamisten Lewis Attiyattullah zu orientieren, richtete sich speziell an den italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi:

"Mit Berlusconi haben wir eine alte Rechnung offen, die er noch nicht beglichen hat", zitierte die Nachrichtenagentur Ansa das Schreiben. Zu den Anschlägen in London hieß es, die Attentäter hätten autonom gehandelt und "ohne jegliche direkte oder logistische Hilfe und Unterstützung".

Das nächste Attentat werde noch schlimmere Ausmaße haben, erklärte die Gruppe. Eine weitere Gruppe mit angeblichen Verbindungen zum Terrornetzwerk al-Qaida drohte in einer anderen Internet-Botschaft mit Attentaten in Italien und besonders Rom als "Hauptstadt der Ungläubigen".

Sondereinsatz bei Mailand

Bereits am Donnerstag hatte sich eine bisher unbekannte Gruppe mit dem Namen "Geheimorganisation Qaida al-Dschihad in Europa" der Anschläge in London bezichtigt.

Sie warnte die Regierungen in Dänemark und Italien, dass ihnen ebenfalls Attentate drohten, falls sie ihre Truppen nicht aus dem Irak und Afghanistan abziehen.

Nach den Terroranschlägen in London hat die italienische Polizei in der Lombardei 142 Verdächtige festgenommen, wie die Nachrichtenagentur ANSA am Samstag berichtete. An dem zweitägigen Einsatz rund um Mailand waren 2000 Polizisten beteiligt.

Unter anderem seien die Kontrollen an Bahnhöfen und U-Bahn-Stationen verstärkt worden, zitierte ANSA den dortigen Leiter der Carabinieri, Antonio Girone. Mailand werde als mögliches Ziel eines Terroraktes gesehen. Unter den Festgenommenen sind laut ANSA 83 Einwanderer, Behörden ordneten 52 Abschiebungen an.

Als Reaktion auf die Anschläge in London am Donnerstag hat Italien seine Sicherheitsvorkehrungen erhöht. Rom hat wie Großbritannien Soldaten im Irak und in Afghanistan stationiert.

Papst fährt nicht mehr offen

Bei den Verbündeten der USA im Irak und in Afghanistan wächst die Sorge, dass sie als nächstes ins Visier der Terroristen kommen könnten.

Die dänische Regierung ordnete eine erhöhte landesweite Alarmbereitschaft für die Polizei an, auch Australien, Italien, Japan und Polen weiteten die Sicherheitsvorkehrungen aus.

Nach den Attentaten in London wächst in Rom die Angst vor einem Anschlag auf den Vatikan:

Als Sofortmaßnahme hätten die Sicherheitskräfte des Kirchenstaates veranlasst, dass Papst Benedikt XVI. ab sofort nicht mehr im offenen Auto unterwegs sein wird, sondern in einer mit Panzerglas geschützten Limousine, berichtete die Zeitung "La Repubblica" am Samstag.

"Autofahrten im offenen Wagen durch Rom - wie beim Besuch von Benedikt beim Staatspräsidenten - wird es für lange Zeit nicht mehr geben", hieß es in Vatikan-Kreisen. Der Vatikan gilt als Zentrum des Christentums als eines der Hauptziele von islamischen Terroranschlägen.

"Papst Wojtyla wird uns vom Himmel aus helfen, auch den Terrorismus zu besiegen", sagte Kardinal Giovanni Battista Re.

Berlusconi hält an Zeitplan für Abzug aus dem Irak fest

Ungeachtet der Anschläge in London will der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi am Zeitplan für einen Teilabzug der italienischen Truppen aus dem Irak festhalten.

Wie geplant und in Absprache mit den Vereinten Nationen und US-Präsident George W. Bush würden im September die ersten 300 der insgesamt 3000 italienischen Soldaten abgezogen: "Unser Programm geht planmäßig weiter und ich sehe nicht ein, warum wir einen Plan, der schon absolut festgesetzt ist, ändern sollten".

Erst wenn die irakischen Sicherheitskräfte und das Militär zahlenmäßig so stark seien, dass sie die alliierten Truppen ersetzen können, "werden sich die Länder, die ihre Soldaten dort haben, ganz zurückziehen, das ist doch logisch", fügte er hinzu.

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