Nach dem Anschlag in Berlin:Polizei widerspricht Prügel-Vorwürfen

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Der im Zuge des Terroraktes am Berliner Breitscheidplatz irrtümlich verhaftete Pakistaner hat in einem Interview angegeben, misshandelt worden zu sein. Die Polizei widerspricht der Darstellung.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller hat eine umfassende Aufklärung des Terroranschlags auf den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche versprochen. "Wir werden gegen diese und jede andere Form von Gewalt mit der ganzen Härte unseres Rechtsstaates vorgehen und auch, wenn der mutmaßliche Täter tot ist, nicht ruhen, bevor die Tat lückenlos aufgeklärt ist", sagte der SPD-Politiker in Neujahrsansprache. Zuvor hatte er sich in einem Interview für mehr Videoüberwachung in der Stadt ausgesprochen. Am Donnerstagabend im Sender RBB sagte Müller, er "hoffe sehr, dass es Bewegung in dieser Frage gibt". Die neue Berliner Koalition aus SPD, Linkspartei und Grünen hatte in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, auf eine Ausweitung der Videoüberwachung zu verzichten. Dies hatte nach dem Anschlag zu deutlicher Kritik geführt.

Die Berliner Polizei wies Vorwürfe zurück, Beamte hätten einen nach dem Anschlag irrtümlich festgenommenen Pakistaner misshandelt. "Das hat nicht den Hauch von Substanz", sagte ein Sprecher am Freitag. "Der Mann ist definitiv von keinem Mitarbeiter misshandelt worden." Der Pakistaner hatte dem britischen Guardian gesagt, er habe sich nach seiner Festnahme im Berliner Tiergarten auf dem Polizeirevier ausziehen sollen, um fotografiert zu werden. "Als ich mich gewehrt habe, fingen sie an, mich zu schlagen." Auf dem Revier habe es auch Verständigungsprobleme gegeben, weil kein Dolmetscher da gewesen sei. Er berichtete zudem, dass er in Deutschland um Asyl nachgesucht habe, weil er in seiner Heimat einer säkularen Separatistengruppe angehört habe.

Derweil hat nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD) die Arbeit der Sicherheitsbehörden verteidigt. Bei der Observierung Amris vor allem in Berlin sei der Eindruck entstanden, dass er sich eher vom Salafismus weg- und zur allgemeinen Kriminalität hinbewege und ins Drogenmilieu abrutsche. "Wir diskutieren heute mit dem Wissen von heute. Mit dem Wissen von damals sieht das ein bisschen anders aus", sagte Jäger.

© SZ vom 31.12.2016 / AFP, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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