Nach Attentat in Damaskus:Hamas droht Israel mit Racheakten

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Nach dem tödlichen Attentat auf einen Hamas-Aktivisten in der syrischen Hauptstadt Damaskus hat die radikalislamische Bewegung Angriffe gegen israelische Ziele im Ausland angekündigt. Die Regierung in Jerusalem sei dafür verantwortlich, dass sich der Kampf nun ins Ausland verlagere.

Die Erklärung wurde von Essedin-el-Kassam-Brigaden, dem bewaffneten Arm der radikalen Palästinenserbewegung in Gaza veröffentlicht. Zuvor war der Hamas-Aktivist Essedin Sobhi Scheich Chalil bei der Explosion seines Autos in Damaskus umgekommen. Ein Hamas-Sprecher in Gaza machte den israelischen Geheimdienst Mossad für den Anschlag verantwortlich.

Von israelischer Seite gab es dafür zunächst keine Bestätigung. Ein Vertrauter von Ministerpräsident Ariel Scharon sagte lediglich, er kenne den Vorfall nur aus den Medien. Dieser zeige aber, dass Damaskus kein Rückzugsraum "für Terroristen" mehr sei.

Doppelschlag der Hamas

Nach einem Doppelanschlag der Hamas in Beerscheba mit 18 Toten hatte Israel Anfang des Monats wieder mit der gezielten Tötung von Führungsmitgliedern radikaler Palästinenserorganisationen begonnen. Gleichzeitig drohte die israelische Regierung auch mit Einsätzen gegen ausländische Vertretungen der Hamas, insbesondere in Syrien. Dort sitzt die politische Führung der Bewegung.

Chalil war vor zwölf Jahren gemeinsam mit mehr als 400 weiteren militanten Palästinensern aus Israel nach Libanon verbannt worden. Zu seiner Funktion innerhalb der Hamas gab es unterschiedliche Angaben. Ein Hamas-Vertreter im Libanon sagte, Chalil sei zwar ein Hamas-Funktionär gewesen, allerdings habe er nicht zu den ranghöchsten Vertretern gezählt. Palästinensischen Sicherheitskreisen zufolge soll er Chef der Hamas außerhalb der Palästinenser-Gebiete gewesen sein.

Die Explosion ereignete sich kurz nachdem der 42-jährige Chalil den Motor gestartet hatte, wie Augenzeugen in As-Sahera nahe Damaskus berichteten. "Er ist in den Wagen gestiegen und dann klingelte das Telefon. Als er abnahm, hörten wir die Explosion. Wir eilten zum Auto und fanden ihn zerfetzt auf dem Rücksitz", sagte ein Augenzeuge. Drei Passanten seien verletzt worden.

"Die Hamas macht die zionistischen Besatzungskräfte für dieses Verbrechen verantwortlich", hieß es in einer Erklärung der Gruppe, die die Zerstörung Israels zum Ziel hat und für Dutzende Anschläge gegen das Land verantwortlich ist. Ein Hamas-Sprecher in Gaza sprach mit Blick auf den israelischen Geheimdienst von einem "feigen Verbrechen des zionistischen Mossad".

Ein Berater des Palästinenserpräsidenten Jassir Arafat warnte vor "schwerwiegenden Konsequenzen" für Nahost und einer weiteren Eskalation der Gewalt. Es war das erste Attentat gegen einen Hamas-Aktivisten in Syrien. Im Frühjahr hatte Israel die Hamas-Anführer Scheich Achmed Jassin und Abdel Asis al-Rantisi mit gezielten Luftangriffen im Gaza-Streifen getötet.

© SZ vom 27.9.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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