Nach 157 Tagen Geiselhaft:Verschleppte Journalistin freigelassen

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Nach mehr als fünfmonatiger Geiselhaft im Irak ist die Journalistin Florence Aubenas wieder in Freiheit. Das französische Außenministerium erklärte, Aubenas sei auf dem Weg nach Frankreich. Über die Umstände der Freilassung sowie mögliche Lösegeldzahlungen wurde nichts bekannt.

Nach mehr als fünf Monaten Geiselhaft im Irak sind die französische Journalistin Florence Aubenas und ihr irakischer Dolmetscher Hussein Hanun wieder frei. Das teilte das Außenministerium in Paris am Sonntag mit. Die Reporterin der Tageszeitung Libération und Hanun waren zuletzt am 5. Januar in Bagdad gesehen worden, als sie ihr Hotel verließen. Über die Kidnapper und die Umstände der Freilassung wurde zunächst nichts bekannt.

Aubenas befinde sich auf einem Flug nach Zypern, teilte der Quai d'Orsay mit. Außenminister Philippe Douste-Blazy sei auf dem Weg auf die Mittelmeerinsel, um Aubenas von dort nach Frankreich zu begleiten. Sie werde am Abend auf einem Militärflughafen bei Paris erwartet. Hanun sei bei seiner Familie im Irak geblieben.

Das letzte Lebenszeichen der beiden stammte vom 1. März. Ein Video, auf dem Florence Aubenas abgehärmt und blass aussah und um Hilfe fleht, war vor dem Büro einer Nachrichtenagentur abgelegt worden. Vergangene Woche berichtete ihre Zeitung Libération von quälend langsamen Fortschritten auf dem Wege zu ihrer Befreiung. Mitherausgeber Serge July sagte, die Behörden hätten durch Mittelsmänner einen "stabilen Kontakt" zu den Geiselnehmern hergestellt.

157 Tage in Geiselhaft

Aubenas arbeitet seit 19 Jahren für Libération und hatte zuvor schon über die Kriege im Kosovo, in Algerien, Ruanda und aus Afghanistan berichtet. In ihrer Heimat gab es eine beispiellose Solidaritätskampagne für die Reporterin und ihren Dolmetscher, an der sich Journalisten, Politiker und Kulturschaffende beteiligten.

In den täglichen Abendnachrichten wurde die Dauer ihrer Geiselhaft mitgeteilt, am Samstag wäre es der 157. Tag gewesen. Libération widmete ihnen jeden Tag eine Zeitungsseite, auf der sie über die Solidaritätsveranstaltungen informierte und auf der Kollegen Begegnungen mit Aubenas schilderten.

Die diesjährige "Fête de la Musique" am 21. Juni, eine Art nationales Straßenfest, wurde den beiden Geiseln gewidmet. Die Gruppe Reporter ohne Grenzen hatte alle Franzosen aufgerufen, an dem Tag in einen gewaltigen Chor einzustimmen, um die Geiselnehmer zu beeindrucken. Daraus wird nun ein Jubelgesang, in den die freigelassene Aubenas selbst einstimmen kann.

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