Muslime appellieren an Kidnapper:"Lasst die unschuldigen Geiseln unverzüglich frei!"

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Führende Muslime in Deutschland haben eine sofortige Freilassung der im Irak entführten Deutschen gefordert. Im Koran finde die Tat keine Rechtfertigung. Außerdem verwiesen die Muslime auf die Haltung der Bundesregierung im Irak-Konflikt.

"Diese Entführung hat mit dem Wesen unserer Religion nichts zu tun und findet auch im Koran keine Rechtfertigung", sagte der Vorsitzende des Islamrats für Deutschland, Ali Kizilkaya, der Bild am Sonntag. "Ich appelliere im Namen der Menschlichkeit an die Entführer: Lasst die unschuldigen Geiseln unverzüglich frei", fügte er hinzu.

"Wenn die Entführer islamisch handeln, oder wenn die Entführer Menschlichkeit haben und Barmherzigkeit, dann sollten sie die beiden freilassen", sagte der Leipziger Imam Hassan Dabbagh in einem Interview der Fernsehsendung MDR aktuell. Zugleich kritisierte er die Entführer scharf. Seine Religion verbiete Ungerechtigkeit, und es sei ungerecht, was mit den beiden passiere, sagte der Imam.

"Unsere Religion verbietet Ungerechtigkeit"

Er richtete einen Appell an die Geiselnehmer: "Als Mensch, als Moslem und als Imam bitte ich die Entführer, die beiden Geiseln freizulassen. Unsere Religion verbietet Ungerechtigkeit, und es ist ungerecht, was mit diesen beiden passiert. Die beiden Personen, die können die Politik nicht beeinflussen."

Dabbagh verwies auch auf die deutsche Haltung im Irak-Konflikt: "Das deutsche Volk war immer gegen Krieg, und das deutsche Volk ist gegen den Krieg. Und wenn andere Falsches gemacht haben, dann sollten nicht diese Personen bestraft werden."

Ultimatum bis Dienstag

Hannelore Krause, die seit 40 Jahren im Irak lebt, mit einem irakischen Professor verheiratet ist und den arabischen Namen Um Mazin trägt, und ihr Sohn Sinan waren am 6. Februar in Bagdad verschleppt worden. Am 10. März drohten ihre Entführer mit der Ermordung der 61-jährigen Frau und ihres 20-jährigen Sohnes, falls Deutschland nicht binnen zehn Tagen alle Bundeswehrsoldaten aus Afghanistan abzieht.

Das Ultimatum läuft am Dienstag ab. Sowohl Bundespräsident Horst Köhler als auch der Ehemann und Vater der Geiseln haben die Entführer inzwischen in Videobotschafter zur Freilassung der Geiseln aufgefordert.

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