Münchner Erzbischof:Marx empfiehlt Klage gegen die Ehe für alle

Kardinal Reinhard Marx beim Fronleichnamsgottesdienst auf dem Marienplatz in München im Jahr 2017. (Foto: Andreas Gebert/dpa)

Der Kardinal übt zugleich kirchliche Selbstkritik in Sachen Gleichstellung.

Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx hat der bayerischen Staatsregierung eine Verfassungsklage gegen die Ehe für alle empfohlen. Er würde eine Klage Bayerns gegen das beschlossene Gesetz "sehr begrüßen", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz der Augsburger Allgemeinen Zeitung. "Denn ich möchte schon wissen, was das Bundesverfassungsgericht über die Ehe für alle denkt." Er wisse nicht, wie eine richterliche Prüfung des Gesetzes ausgehen könnte, betonte Kardinal Marx. "Für den Rechtsfrieden in Deutschland wäre ein Urteil gut."

Die gefundene Regelung definiere Ehe anders, als es bis jetzt im Grundgesetz angelegt gewesen sei: "Das ist also nicht nur eine kirchliche Position." Gleichzeitig räumte der Kardinal Versäumnisse der katholischen Kirche im Umgang mit Homosexuellen ein. Man solle "bei dieser Gelegenheit durchaus daran erinnern, dass wir als Kirche nicht unbedingt Vorreiter waren, was die Rechte von Homosexuellen angeht", sagte Marx. Er müsse sein Bedauern aussprechen: "Ich habe ja auch nichts dagegen getan, dass Homosexuelle strafrechtlich verfolgt wurden." Der entsprechende Paragraf sei erst 1994 gestrichen worden.

Der Bundestag hatte Ende Juni mit einer deutlichen Mehrheit die Öffnung der Ehe für alle beschlossen. Danach können künftig homosexuelle Paare genauso heiraten wie Mann und Frau und auch gemeinsam Kinder adoptieren, was ihnen in den bisherigen Lebenspartnerschaften verwehrt ist. Die bayerische Staatsregierung prüft derzeit, ob sie beim Bundesverfassungsgericht gegen das Gesetz klagen soll.

© SZ vom 15.07.2017 / epd - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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