Moussaoui-Prozess:"Ich werde zum Märtyrer"

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Der im Zusammenhang mit den Anschlägen vom 11. September angeklagte Franzose Zacarias Moussaoui will die Todesstrafe in letzter Minute noch abwenden.

Entgegen des Rates seiner Anwälte sagte der 37-Jährige am Donnerstag zum zweiten Mal vor dem Bundesgericht in Alexandria (Virginia) aus. Moussaoui beschwerte sich dabei, dass er nicht von einem muslimischen Anwalt vertreten werde, dem er vertrauen könne.

Außerdem richtete er schwere Vorwürfe an seine Pflichtverteidiger und kritisierte deren Strategie, ihn als verrückt darzustellen. Moussaoui hat nach eigenen Worten seine Verteidigung gebeten, anders vorzugehen. Die Anwälte hätten der Geschworenen-Jury sagen sollen, dass eine lebenslange Haftstrafe im Gefängnis schlimmer sei als die Todesstrafe, sagte der Angeklagte. Außerdem werde er im Fall, dass er nicht getötet werde, nicht zum Märtyrer.

Moussaoui bot sich außerdem als "Austauschperson" an, falls einmal US-Soldaten entführt werden sollten. Der 37-Jährige kritisierte weiterhin, dass sich seine Anwälte nicht um eine Verlegung des Verfahrens an einen anderen Ort gekümmert hätten, weil im Bundesstaat Virginia die Todesstrafe eher verhängt würde.

Überraschende Wende

Nicht weit entfernt vom Gerichtsgebäude liegt das Pentagon, das am 11. September 2001 zum Ziel der Attentäter wurde. Die zweite Aussage Moussaouis kommt als überraschende Wende. Beim ersten Mal hatte sich der 37-Jährige vor Gericht derart schwer belastet, dass die Geschworenen-Jury eine direkte Tatbeteiligung an den Anschlägen mit rund 3.000 Toten feststellte.

Damit enschieden die 12 Geschworenen, dass der Angeklagte hingerichtet werden darf. In dem jetzt laufenden zweiten Teil des Verfahrens muss die Jury entscheiden, ob Moussaoui tatsächlich zum Tode oder zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt wird. Der Franzose marokkanischer Abstammung ist der einzige Angeklagte in den USA im Zusammenhang mit den Terroranschlägen vom 11. September.

Die Staatsanwaltschaft hatte am Mittwoch zum Abschluss ihrer Beweisaufnahme zum ersten Mal einen Mitschnitt aus dem Cockpit eines der vier entführten Flugzeuge vom 11. September 2001 vorgespielt. Die Aufnahmen belegen, wie einige der 40 Passagiere an Bord bis zuletzt verzweifelt versuchten, den Entführern die Kontrolle über das Flugzeug zu entreißen.

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