Mordfall Litwinenko:Britische Polizei verdächtigt russischen Geheimdienst

Lesezeit: 2 min

Scotland Yard hält es für "wahrscheinlich", dass Agenten in den Fall verwickelt sind. Die Täter könnten "Schurkenelemente" des FSB sein. Eine offizielle Beteiligung der russischen Regierung hat es wohl nicht gegeben. Heute beginnen Ärzte, die Leiche Litwinenkos zu obduzieren.

Die britische Zeitung The Guardian beruft sich in ihren Schilderungen auf nicht benannte Behördenvertreter, die eine Verwicklung russischer Agenten als "wahrscheinlich" bezeichneten. Die Täter könnten "Schurkenelemente" innerhalb des russischen Geheimdiensts FSB oder frühere Mitglieder sein, zitierte die Zeitung aus Geheimdienstkreisen.

Eine offizielle Beteiligung des russischen Staates beispielsweise in Form eines Mordauftrages schlössen die Ermittler aber offenbar aus, hieß es in dem Bericht weiter.

Derzeit konzentrierten sich die Ermittlungen auf eine Gruppe von fünf oder mehr Russen, die zu einem Fußballspiel zwischen dem FC Arsenal und ZSKA Moskau am 1. November in die britische Hauptstadt gekommen waren. Sie flogen anschließend zurück nach Moskau. Die britische Polizei glaube, dass der Schlüssel für Litvinenkos Tod bei dieser Gruppe liege, berichtete der Guardian.

Litwinenko hatte am 1. November, dem Tag seiner Vergiftung, drei Russen in einem Londoner Hotel getroffen. Der Geschäftsmann und ehemalige KGB-Agent Andrej Lugowoi sagte der Zeitung "Kommersant , er habe zusammen mit Dmitri Kowtun und Wjatscheslaw Sokolenko Litvinenko im Millennium-Hotel getroffen und sei mit ihnen dann bei dem Spiel ZSKA-Arsenal gewesen.

Litwinenko habe nicht mitkommen wollen. Alle drei Männer studierten an der selben Militärakademie, arbeiteten in russischen Sicherheitsdiensten und als Leibwächter. Lugowoi bestreitet, etwas mit dem Tod Litvinenkos zu tun zu haben.

Obduktion beginnt

In London soll heute Litwinenkos Leichnam obduziert werden. Die britischen Ermittler erhoffen sich von der Untersuchung Aufschluss darüber, wie die radioaktive Substanz Polonium 210 in den Körper des Kreml-Kritikers gelangen konnte. Das Ergebnis wird erst in einigen Tagen erwartet. Litwinenko war vor einer Woche gestorben.

Die Affäre sorgt inzwischen in ganz Europa für Aufregung. Nach der Entdeckung von radioaktiven Spuren in zwei Passagierflugzeugen bat die Fluggesellschaft British Airways mehr als 30.000 Fluggäste, sich zu melden.

Betroffen sind auch bis zu 3500 Passagiere, die seit Ende Oktober auf den Verbindungen London-Düsseldorf und London-Frankfurt unterwegs waren.

Am Donnerstag meldeten sich mehr als 5000 beunruhigte Fluggäste. Die Gefahr einer Verstrahlung ist nach offiziellen Angaben aber sehr gering.

Ein British Airways-Flugzeug wieder freigegeben

Eines der beiden Flugzeuge wurde am Donnerstagabend wieder freigegeben, wie die BBC berichtete. Die Behörden gehen davon aus, dass die Passagiere an Bord der Maschine nicht gefährdet waren. Das zweite Flugzeug wurde weiter untersucht, während eine dritte Maschine zu Tests aus Moskau zurückkehren sollte.

Die Untersuchung zweier Boeing-Flugzeuge der russischen Gesellschaft Transaero in Moskau ergab keine erhöhten Strahlenwerte. Das berichtete die russischen Nachrichtenagentur Itar-Tass unter Berufung auf die Behörden.

© AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: